Es ist soweit. Nach 110 Jahren feiert das größte Radsportereignis der Welt Jubiläum. Zum einhundertsten Mal geht es - in diesem Jahr ausschließlich - über Frankreichs Straßen. Und das bereits sehr früh im Jahr - schon morgen geht es los ! Auch wenn die Nebengeräusche, vor allem durch die Herren Ullrich und Armstrong in den deutschen Medien hundert mal mehr Platz einnehmen, als diese spektakuläre Tour - ich freu mich auf dieses Ereignis nicht weniger als in den Vorjahren.
Die Strecke100 Jahre TdF - da sollte man die ganze Grande Nation doch schon mehrfach durchfahren haben! Falsch! Es gibt ein Gebiet, welches 99 Mal aus logistischen Gründen links liegen gelassen wurde:
Korsika. Das holt die Tour in diesem Jahr gleich im großen Maßstab nach. Mit dem Grande Depart - der Auftaktetappe - und den beiden folgenden Etappen wird die Insel mal komplett kreuz und quer durchfahren. Es geht los ohne Prolog und mit einer total flachen Etappe von Porto-Vecchio nach Bastia, welche den Sprintern nach langer Zeit mal wieder die Chance auf das Maillot Jaune für einen Tag gibt. Denn schon auf der zweiten Etappe nach Ajaccio bekommen die Klassikerfahrer und Favoriten das Heft des Handelns in die Hand. Nach vier Bergwertungen - 2x Kat. 2 und 2x Kat.3 - werden wohl nicht mehr viele Sprinter übrig bleiben. Ebenfalls 4 Bergwertungen (1x K4, 2x K3 und kurz vor dem Etappenende 1x Kat2) bietet die dritte Korsika-Etappe. Interessanter war ein Tourstart selten.
Und so interessant bleibt es auch, nachdem man auf's Festland kommt. Denn bereits auf der 4.Etappe steht ein kurzes
Mannschaftszeitfahren in Nizza an - eine Stadt die sonst auch sehr selten auf dem TdF-Plan steht. Es folgen zwei Sprinteretappen , die an der Mittelmeerküste entlang in Marseille und Montpelier enden. Eine bergige Etappe nach Albi bildet den Übergang, bevor es am nächsten Wochenende in den Pyrenäen so richtig zur Sache geht. Hervorzuheben wäre hier am Samtag die
Bergankunft der ersten Kategorie in Ax 3 Domaines mit vorheriger Überfahrt des ersten HC-Berges dieser Tour (Col de Pailhères). Am Sonntag gibt es dann vor dem Ruhetag die Pyrenäen-Königsetappe mit 4 Kat1 Anstiegen (u.a. der Portet-d'Aspet und der Peyresourde).
Gleich nach dem Ruhetag dürften die Sprinter, die die Berge überstanden haben, noch einmal gute Siegchancen haben, bevor des erste
Zeitfahren von Avranches nach Mont Saint-Michel über insgesamt nur 33km ansteht. Wenn es in den Pyrenäen keine großen Abständen unter den Favoriten geben sollte, kann es hier für manche böse werden. Auf jeden Fall wird der Träger des gelben Trikots dieses mindestens 3 Tage tragen - bis zur nächsten Knalleretappe. Diese ist die längste Etappe dieser Rundfahrt und endet zudem noch auf dem
Mt. Ventoux. Das sollte als Beschreibung eigentlich genügen. Halt, eine Besonderheit gibt es noch: Diese Etappe findet am 14.Juli statt. Allons enfants de la Patrie, le jour de gloire est arrivé!
Nach einem Ruhetag, gibt es wieder eine klassische Überführungsetapp nach Gap. Danach das
zweite Einzelzeitfahren - auf einem Kurs über 32 km mit zwei Kat.2-Anstiegen, auf dem es nur bergauf oder bergab geht. Und wer denkt, das war schon ziemlich heftig, darf nun noch mal kurz Luft holen: Es geht in die Alpen.
Traditionell wird bei der Tour entweder der Ventoux gefahren oder der Klassiker nach Alpe d'Huez. In ganz besonderen Jahren standen beide Etappenziele auf dem Programm. Kann man das also noch überbieten? Oh ja. Denn gleich am Tag nach dem zweiten Zeitfahren geht es gleich
zweimal nach Alpe d'Huez! Bedeutet: Die 21 Kurven hoch, eine ziemlich riskante und schlecht ausgebaute Abfahrt wieder runter und weils so schön war, nochmal die knapp 14km mit durchschnittlich 8,1% Steigung hoch. Für die Fans am Berg ein Traum, für die meisten Fahrer einfach nur der Wahnsinn. Zumal Tony Martin nicht der einzige Fahrer ist, der diese Streckenführung und vor allem die Abfahrt nach, hart kritisiert haben. Und weil das alles noch nicht genug ist, folgen zwei weitere Alpenetappen. Die Etappe nach Le Grand Bornard führt u.a. über den Glandon (HC) und den Madeleine (HC) bevor es am direkten Samstag vor der Fahrt nach Paris noch einmal eine
Bergankunft in Annecy gibt.
Bleibt am Ende nur noch die Ehrentour des Siegers auf den Champs Elysees. Nichts neues, außer dass diese Etappe vor der historischen Kulisse von
Versailles startet und bei den Ehrenrunden auf dem Champs Elysees nicht vor dem Arc de Triomphe abgebogen wird, sondern dieser jeweils umrundet wird. Nach 11 Runden wird es dann zum traditionellen Kampf der Sprinter kommen.
Allein beim Schreiben dieser Zeilen geht das Kribbeln los. Ich hoffe, ich schaffe bis morgen noch die Favoritenvorstellung und die Vorstellung der deutschen Teilnehmer.