17:53 Uhr:
Ärgerlicherweise hat mir die neue Konstellation aus dämlichen Anstoßzeiten und öfter mal „unter der Woche“, gleich zum Saisonauftakt nen Strich durch die Rechnung gemacht. Union im TV. Doof. Aber wozu hat man ne nette Örtlichkeit mit Bezahlfernsehen um die Ecke? Also direkt von der Arbeit unter die Dusche und mit der Freundin gleich weiter gesprungen in die Q-Bar.
18:02 Uhr:
Scheiße – zu spät. Aber noch nix verpasst. Sind sogar noch Plätze frei. Ein nettes Sammelsurium an wohlbekannten Leidensgenossen, macht die Abwesenheit vom eigentlichen Spiel erträglicher. Aber auch nicht viel…
18:03 Uhr:
„Wie… Shergo spielt nicht??!“ Überlege kurz gleich wieder zu gehen.
18:04 Uhr:
„Ein Großes, bitte.“ Bleibe doch.
18:07 Uhr:
Erwäge den Wirt zu bitten den Farbton des Bildschirms so zu verändern, dass das gelbe Auswärtsdress der Unioner in sattem Rot dargestellt wird. Aber ich glaube dann würde das Rot von RWO violett leuchten. Geht auch nicht, bei noch gut 80 Minuten Spielzeit…
18:10 Uhr:
Die erste gute Chance für Union durch Mosquera. Läuft.
18:13 Uhr:
Die erste gute Chance für Oberhausen durch Kaya. Lächerlich.
18:15 Uhr:
Wieso spielen wir überhaupt in Gelb? Keiner wusste es…
18:21 Uhr:
Der Reporter schätzt die Zahl der Gästefans auf 6-700. Große Klasse wenn es so wäre. Zu sehen waren sie leider noch nicht. Und nur dezent zu hören. Die Mikros stehen leider auf der falschen Seite des Rasens…
18:27 Uhr:
Jetzt geht’s los. Karim mit Schuss im Strafraum – abgewehrt. Karim mit schönem Pass auf Tusche – zu ungenau. Karim mit Flanke auf den Kopf von Mosquera – der Ball klatscht an den Pfosten. Union bestimmt das Spiel nun klar.
18:31 Uhr:
„Ein Gespritztes, bitte.“
18:32 Uhr:
Der Reporter hat es erkannt: „Etwas überraschend sitzt Biran nur auf der Bank…“
Verpflichten den Mann! Guter Pressesprecher…
18:42 Uhr:
Wildfremde Menschen liegen sich in den Armen, spontane Hupkonzerte von vorbeifahrenden Autos, ein grandioses Feuerwerk erhellt den Himmel über OSW – Mosquera schießt Union in Führung. Geiler Pass von Dogan auf Benyamina, der schickt den Kolumbianer steil, welcher dem herausstürzenden Pirson keine Chance lässt.
18:46 Uhr:
Halbzeit. So kann es weiter gehen. Vom Gastgeber ist nix zu sehen, Union kontrolliert die Partie. Erinnerungen an 2001 werden wach. War ne geile Saison…
18:48 Uhr:
Fast die gesamte Q-Bar trifft sich draußen zum Rauchen. Ich bleibe demonstrativ sitzen, bestelle noch ein Großes und atme tief durch. Ich liebe dieses Gesetz… :)
19:01 Uhr:
Weiter geht’s.
19:11 Uhr:
Inzwischen sind fast nur noch die Unioner im TV zu hören. Klingt gut.
19:17 Uhr:
„Wann wurde denn der Kohlmann eingewechselt?“
„Spielt von Anfang an…“
„Ohh…“
19:20 Uhr:
Lange passiert nichts, dann explodiert die Q-Bar aus heiterem Himmel – Flanke Mattuschka von der Grundlinie, Benyamina schraubt sich hoch und versenkt den Ball in der langen Ecke. 2:0! Hier brennt nichts mehr an…
19:22 Uhr:
In your face, Oberhausen! Mosquera lässt seinen Gegenspieler mit einer Körpertäuschung stehen, tunnelt beim Querlegen einen weiteren Abwehrspieler – die Ablage landet beim mitgelaufenem Mattuschka, der den Ball überlegt an Pirson vorbei schaufelt. 3:0! Oberhausen steigt ab!
19:24 Uhr:
Entspannte Gesichter in der Q-Bar. Wer soll uns jetzt noch aufhalten? Cottbus? Lautern? Fürth? Erste Meisterschalen werden hoch gehalten.
19:27 Uhr:
Tusche darf gehen. Gutes Spiel!
19:34 Uhr:
Gebhardt darf gehen. Wer ist jetzt Kapitän? Bemben? Unsere Runde (außer Einem) macht sich kurz Sorgen wegen dem knappen Spielstand.
19:35 Uhr:
Nee - Younga ist Kapitän. Auswärtssieg!
19:40 Uhr:
Biran kommt für Mosquera (eine Demütigung). Sehr gute Leistung von Moskito. Das passt.
19:45 Uhr:
Jubel in Oberhausen, Jubel in der Q-Bar, Jubel in Dubai und im Kongo – Union gewinnt mit 3:0 und macht da weiter, wo es aufgehört hat – an der Tabellenspitze.
19:53 Uhr:
Zahle meine Getränke, schaue auf die Quittung und überlege kurz ob die Q-Bar nicht immer ne Alternative für Auswärtsspiele wäre…
19:54 Uhr:
War nur ein Spaß... ;)
Eisern!
Das alleine soll es natürlich nicht gewesen sein. Selbstverständlich gibt es auch einen echten Augenzeugenbericht - überraschenderweise einmal mehr von Freund yeti. Und bitte...“…wie bitte schön soll denn Union überhaupt ein Tor schießen, wenn Shergo gar nicht spielt? Geht doch gar nicht.“ Das waren suks Worte zu Unions Offensive bei der Pokalpleite gegen Bremen. Dass unsere Abteilung Attacke auch ohne Biran erfolgreich sein kann, hat sie in Oberhausen eindrucksvoll unter Beweis gestellt, doch der Reihe nach…
Erster Spieltag in Liga zwei und gleich die volle Packung Pech in Sachen Terminierung. Freitag um 18.00 Uhr in Oberhausen, das ist der Preis dafür, nicht mehr nach Sandhausen, Wuppertal und zu den ganzen Zweitvertretungen zu müssen. Somit schied eine Zugfahrt schon mal aus und man wählte den Bus der Ultras zur Reise gen Ruhr und Emscher. Gegen um zehn verließ das luxuriöse, doppelstöckige Gefährt Köpenick und stand noch vor Potsdam 1,5 h im Stau. Während der hintere Teil des Busses exzessiv dem Alkohol frönte, beschäftigten sich die ersten Reihen im Oberdeck noch deutlich niveauärmer. Scheiße-Quartett schimpfte sich das Kartenspiel eines Mitfahrers, das die Lachmuskeln der Beteiligten verkrampfen ließ. Aber ich will euch nicht mit Schaum-Knister- und Staudammwürsten ekeln und verweise alle Masochisten auf diese Seite (
http://www.scheisse-quartett.de/examples.php).
Bei all der guten Laune trat vollkommen in den Hintergrund, dass wir aufgrund des Staus und der relativ späten Abfahrt inzwischen ein ernsthaftes Zeitproblem hatten und so wird es wohl ewig das Geheimnis der beiden Busfahrer bleiben, warum sie 40 km vor Oberhausen um 17.30 Uhr noch eine Pause einlegen mussten, die die vorgegebene “Zigarettenlänge“ natürlich bei weitem überschritt. Dass uns letztendlich genau diese 15 Minuten vom Spiel fehlten, ist umso bitterer. Wenigstens kam der 70 Mann starke Haufen ohne große Komplikationen ins Stadion, denn weder der Polizei noch den Ordnern stand heute der Sinn nach Schikane. Muss auch mal erwähnt werden, ist ja leider keine Selbstverständlichkeit.
Im Gästeblock des Niederrheinstadions herrschte bei unserer Ankunft bereits prächtige Stimmung unter den knapp 1.000 Unionern und dem Vernehmen nach bot die Mannschaft bis dahin auch schon einige ansprechende Torgelegenheiten. Gut so, denn wie man im Nachgang des Bremenspiels mit Trainer Uwe Neuhaus und der Mannschaft ins Gericht ging, grenzte in anbetracht der vergangenen Saison schon an Blasphemie. Die sog. “Schrottelf“ heute mit fünf Neuen, ein Mattuschka schaffte es von der Tribüne in die Startformation, Dominic Peitz ging den umgekehrten Weg zum Training bei Union Zwee. Alle Umstellungen haben sich meiner Meinung nach ausgezahlt, nur warum Parensen Kohlmann weichen musste, leuchtet mir nicht so recht ein, das sind zwei absolut gleichwertige Spieler.
Union dominierte die Partie, hinten ließ die neue alte Innenverteidigung kaum etwas zu, vorne scheint sich so langsam ein Sturmduo zu formieren, das sich hervorragend ergänzt, uneigennützig agiert und langfristig nur schwer zu verdrängen sein dürfte. Folgerichtig bediente Benyamina kurz vor der Pause mustergültig Mosquera, der zuvor noch am Pfosten gescheitert war, nun aber souverän zur Pausenführung einnetzte. Die Freude darüber währte jedoch nicht lange, denn kurz darauf folgte Halbzeitbelustigung der Marke 0815-Verein. Der “Underdog“ bewarb sich mit seinem dusseligen Auftreten erfolgreich um einen Spitzenplatz in der Hitliste der schlechtesten Maskottchen. Am Grottifanten und Dresdens Glückskäfer war dann aber doch kein Vorbeikommen, Platz drei für den nervigsten Hund seit Kommissar Rex und Lassie.
Wer dachte, dass die Quälerei mit Anpfiff der zweiten Halbzeit vorbei sei, sah sich getäuscht, denn bei jeder Auswechslung wurde satte drei mal akustisch und optisch verkündet, zu welchem Reifenhändler knapp 1.000 Unioner wohl nie gehen werden. Fünf Auswechslungen in 24 Minuten bedeuteten 15 Mal Jingle, der Mist kam also zeitweise beinahe im Minutentakt.
Das blieb jedoch nur eine Randnotiz, denn so phänomenal wie Union in Halbzeit zwei aufspielte, rieben sich einige doch kräftig die Augen. Defensiv stark wie eh und je, im Mittelfeld souverän und in der Offensive brandgefährlich und effektiv. Mattuschka auf Benyamina - Tor! Moskito auf Tusche - Tor! Und das ganz ohne Biran, der lediglich vier Minuten zum Einsatz kam.
Es war herrlich mit anzusehen und dementsprechend gut war auch die Stimmung im Gästeblock, der zu Beginn des zweiten Spielabschnitts eine sehr gelungene Choreographie präsentierte. Gefeiert wurde das Ganze feuchtfröhlich im Kanal hinter dem Stadion und natürlich auch im Bus. Dort zeigte uns der Fahrer über die zahlreichen Bildschirme im Bus per Kamera seine Perspektive beim Fahren und legte als Höhepunkt seines multimedialen Feuerwerks noch das Navi auf die Monitore. Flugzeugfeeling im Reisebus…öfter mal was Neues. Um vier Uhr morgens schwebte Flug 1312 dann in der Hauptstadt ein und legte zum Glück noch eine Zwischenlandung in Adlershof ein, was den Heimweg deutlich verkürzte.
Welch’ Glück, dass wir im Verlauf des Spieltags nicht alleiniger Tabellenführer bleiben sollten. Die Medien in Düsseldorf feierten ihr Team ja bis zum Wochenende noch für ihren Pokalauftritt gegen den HSV, was durch den Sieg gegen Paderborn noch ganz andere Dimensionen annahm. Es wird sicher nicht nur mir ein Vergnügen sein, wenn unsere sog. “Schrottelf“ die Düsseldorfer und ihren arroganten Anhang am Samstag erdet. suk wird davon zu berichten wissen.
yeti
Einmal mehr ein dickes "Danke!" und - Shergo for President!
