Zwölf Fragen und Antworten zur Aufstiegs-Relegation der Kickers
FC Würzburger Kickers gegen 1. FC Saarbrücken – das Duell um den Aufstieg elektrisiert viele Fußballfans. Zwölf Fragen und zwölf Antworten rund um den Kracher vor dem Hinspiel an diesem Mittwoch.
Jetzt gilt's für Fußball-Regionalligameister FC Würzburger Kickers: hopp oder top. In den beiden Partien gegen den Zweiten der Regionalliga-Südwest 1. FC Saarbrücken an diesem Mittwoch (19 Uhr, Ludwigsparkstadion) in der saarländischen Landeshauptstadt und am Sonntag (14 Uhr, Kickers-Stadion am Dallenberg) in Würzburg entscheidet sich, ob aus einer starken Kickers-Saison eine herrausragende wird, oder ob am Ende doch eine große Enttäuschung steht. Es ist eine Reifeprüfung. Ausgetragen werden die Spiele um den Aufstieg in die Dritte Liga im Europapokal-Modus, das heißt, ein Auswärtstor könnte besonders wertvoll werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Duell und verraten, wie die Chancen der Kickers stehen, den Sprung in die dritte deutsche Fußball-Profiliga zu schaffen.
Wer ist der Favorit?
Für die Kickers spricht, dass sie die beste Bilanz aller 88 deutschen Regionalligisten vorzuweisen haben: 80 Punkte aus 34 Spielen – so viele hat sonst keiner gesammelt. Mit nur 15 Gegentoren haben die Würzburger auf dem Papier auch die beste Abwehr aller Viertligisten. 67 geschossene Treffer sind in der Regionalliga Bayern die Bestmarke. Was diese Werte im Vergleich mit Saarbrücken (69 Punkte/51:27 Tore) wert sind, muss sich aber noch zeigen. Seit Einführung des derzeitigen Aufstiegsmodus haben sich die Tabellenzweiten der Regionalliga Südwest stets durchgesetzt und den Sprung in die Regionalliga geschafft. Auch deshalb hat die Südweststaffel den Ruf, die beste im Land zu sein. Die beiden bayerischen Regionalligameister 1860 München II und Bayern München II scheiterten derweil in den Vorjahren in den Aufstiegsspielen. Die bayerische Regionalliga gilt auch deshalb als schwächer. Alle Vergleiche laufen deshalb also ins Leere. Einen klaren Favoriten gibt es nicht.
Wie bereiten sich die Kickers vor?
Sie sind bereits am Dienstag ins Saarland aufgebrochen. Das Team schläft in einem Vier-Sterne-Hotel in der Nähe des 25 890-Einwohner-Städtchens Sankt Wendel. Am Mittwochmorgen bittet Hollerbach seine Samstag Mannschaft noch einmal zu einer lockeren Trainingseinheit auf dem dortigen Platz. Auch im Umfeld hat man sich für die Aufstiegsspiele vorbereitet. So gibt es ein spezielles Trikot, das die Kickers nur in den Partien gegen Saarbrücken tragen werden. Das Leibchen gibt es seit Dienstag auf der Internetseite der Würzburger zum Anschauen und Bestellen.
Was macht den Kickers Hoffnung?
Die Null steht oft beim FWK. 20 Mal blieben die Würzburger in dieser Saison ohne Gegentor. Und vorne haben die Schützlinge von Trainer Bernd Hollerbach auch für den Fall, dass einmal gar nichts gehen sollte, noch einen Trumpf in der Hinterhand: Steven Lewerenz hat mit seinen Standardsituationen schon so manche Abwehr geknackt. Die Freistöße und Ecken des 24-jährigen Mittelfeldakteurs sind für den Gegner stets gefährlich.
Was ist der größte Vorteil der Kickers?
Zur Beantwortung der Frage genügt ein Name: Bernd Hollerbach. Der Würzburger Trainer verfügt über enorme Erfahrung, hat im Fußballgeschäft schon fast jede Situation erlebt und sowohl als Spieler als auch als Trainer solch entscheidende Partien schon häufig bestritten. Auf dem Feld mögen beide Mannschaften ähnlich gut besetzt sein. Auf der Trainerbank sind die Unterfranken im Vorteil.
Wer ist Trainer in Saarbrücken?
Fuat Kiliç. Der Name des Deutsch-Türken dürfte selbst Fußballexperten nicht allzu viel sagen. Als Spieler kam der 42-Jährige in Deutschland über die Oberliga nicht hinaus. In der Türkei bestritt er zwei Zweitligaspiele für den Klub Gümüshanespor. Als Trainer ging er beim Serben Milan Sasic in die Lehre. Ihm assistierte Kiliç beim 1. FC Kaiserslautern, beim MSV Duisburg und auch beim 1. FC Saarbrücken. Seit Sasics Entlassung im Februar 2014 ist Kiliç Cheftrainer bei den Saarländern, deren Drittliga-Abstieg er im vergangenen Sommer aber nicht verhindern konnte.
Auf wen müssen die Kickers achten?
Außenverteidiger Alexandre Mendy macht beim 1. FC Saarbrücken auf der rechten Seite mächtig Dampf. Der 1,87 Meter große Franzose hat in seiner Karriere schon einiges gesehen. In der ersten tschechischen Liga hat der 31-Jährige 171 Partien bestritten, in der zweiten englischen Liga ist er 34 Mal für den FC Chesterfield aufgelaufen. In Deutschland spielte Mendy neben dem 1. FC Saarbrücken auch für Hansa Rostock.
Wer zieht bei Saarbrücken die Fäden?
Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel der Saarländer ist Sven Sökler. Der gebürtige Schwabe schaffte einst unter Trainer Robin Dutt den Sprung in die erste Mannschaft der Stuttgarter Kickers. Mit dem 1. FC Heidenheim gelang Sökler 2014 der Aufstieg in die zweite Bundesliga, er kam dort aber nicht zum Einsatz und kehrte in dieser Saison zum 1. FC Saarbrücken zurück, für den er bereits von 2011 bis 2013 gespielt hatte.
Wer ist Saarbrückens Torjäger?
Die meisten Treffer für die Saarländer in der laufenden Saison – 13 an der Zahl – hat der 33-jährige US-Amerikaner Matthew Taylor erzielt. Nach seinem Karrierestart in der Major League Soccer kam er 2009 nach Deutschland. TuS Koblenz, FSV Frankfurt, RW Ahlen, SC Paderborn und Preußen Münster hießen hier seine Stationen, ehe er im vergangenen Sommer zum damaligen Drittliga-Absteiger Saarbrücken wechselte.
Wie viele Fans begleiten die Kickers?
Insgesamt neun Busse haben die Anhänger der Kickers organisiert. Rund 650 Tickets sind in Würzburg für das Hinspiel in Saarbrücken abgesetzt worden. Zum Vergleich: Die Kickers haben dem 1. FC Saarbrücken 1300 Karten zur Verfügung gestellt. Angeblich wollen aber laut „Saarbrücker Zeitung“ bis zu 3000 Fans das Team am Sonntag nach Würzburg begleiten.
Gibt es noch Karten?
Für das Rückspiel am Dallenberg nicht mehr. Die Partie im Kickers-Stadion ist restlos ausverkauft. Bevor am Dienstagmorgen die letzten 2000 Tickets über den Tresen gingen, hatten sich lange Schlangen an den Vorverkaufsstellen gebildet. Am Mittag waren die 10 500 Karten dann weg. Wer sich aber spontan noch auf die rund 300 Kilometer weite Fahrt aus Unterfranken ins Saarland macht, der wird sicherlich noch ein Ticket ergattern können. Das Ludwigsparkstadion fasst 30 931 Besucher. Die Saarbrücker hoffen auf deutlich mehr als 10 000 Zuschauer.
Wo kann man die Spiele sehen?
Nicht im Fernsehen! Der Bayerische Rundfunk bietet bei beiden Spielen aber eine Liveübertragung in TV-Qualität im Internet an. Den Livestream, den Bernd Schmelzer kommentieren wird, finden Sie unter
www.br.de. Wer unterwegs ist und über die Partien perfekt informiert sein will, für den bietet sich unser Liveticker an. Diesen finden Sie hier unter mainpost.de.
Gab es diese Begegnung schon einmal?
Nein. Kickers-Archivar Rainer Adam hat aber herausgefunden: Genau 103 Jahre vor dem Aufeinandertreffen am Mittwoch spielte die zweite Mannschaft der Kickers am 27. Mai 1912 in Trier gegen den FV Saarbrücken, aus dem 1945 der 1. FC Saarbrücken hervorging. Saarbrücken gewann damals 4:0. 1922 gaben die Kickers ein Gastspiel beim FCS-Stadtrivalen SC Saar und siegten 4:2. Die letzten beiden Aufeinandertreffen mit einem unterfränkischen Team gab es in der Regionalliga-Saison 2003/04. Saarbrücken bezwang den FC Schweinfurt 05 daheim mit 2:1, die Partie im Willy-Sachs-Stadion endete 1:1.
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