So, es ist geschafft, der erste Sieg der Saison 14/15! Beim absoluten Schlußlicht der Liga, dem FC Hennef haben wir den Worst Case abgewendet und den ersten Dreier eingefahren.
Selbst entgegen meiner eigenen Erwartung kam gestern ein ganz netter Auswärtsmob zustande. Schon am Bahnhof standen etwa achtzig Zugfahrer, später wurde der Gästeblock immer voller. Nach dem todtraurigen Anblick unseres Gästeblocks im Abendspiel in Uerdingen, als ich beim Durchzählen auf gerade einmal 43 Leute kam, war das dann doch eine schöne Erfahrung.
Die Polizei war im Vorfeld nervös ohne Ende, ich habe allein auf der Arbeit drei Anrufe bekommen und lange Gespräche im Anschluß geführt. Würden wir randalieren, wenn wir verlieren? Fährt nicht jede Menge Gewaltpotential mit? Und was war mit den Ausschreitungen in Uerdingen?
Ja, was war denn in Uerdingen?
Dort spielten wir die beste Halbzeit, die ich in dieser ganzen Saison bislang gesehen habe. Kurz vor der Pause treffen wir den Innenpfosten des gegnerischen Tores, es entstand ein Konter, wir waren sehr weit aufgerückt, Krefeld erzielte den Führungstreffer. Bei dieser Szene haben einige Leute aus Wut gegen Sitzschalen getreten und dabei auch einige beschädigt. Darfste net machen, schon klar. Aber ist es ein Grund für einen Polizeieinsatz im Stadion? Das ist es dann, wenn die Szene so klein ist, dass man sich auch mit den reduzierten Kräften an sie rantraut. Als wir noch mit zehnmal so vielen Leuten in der Grotenburg waren, wäre ein solcher Einsatz undenkbar gewesen!
In Hennef war ein sehr netter Ordnungsdienst, wir kannten uns auch schon von früheren Spielen. Die erzählten uns jedenfalls von einer Einstimmung auf das Spiel, wo ihnen gesagt wurde, wir hätten in Krefeld übelst randaliert, Sitze abgerissen und damit geschmissen! Und wer erzählt sowas? Die Polizei ...
Die Schreckensszenarien, das plündernde Horden das friedliche Hennef verwüsten, blieben ja aus, dafür sorgten beide Mannschaften. Erst einmal unsere, die mit viel Einsatz in das Spiel ging und mit einem Stochertor und einem schön herausgespielten und überlegt abgeschlossenen Treffer für das komplett verlorengegangene Gefühl eines Zweitorevorsprungs sorgte. Das Team aus Hennef leistete seinen Beitrag durch nicht ligatauglichen Fußball. Keine Ahnung, was in der Oberliga Mittelrhein ansonsten so gespielt wird, aber wenn dieser Fußball dort für eine Meisterschaft ausreicht, dann sagt es einiges über das Niveau derselben. In der Westfalenliga erreicht man mit derartigem Fußball keinen Mittelfeldplatz!
Zwei Tore Vorsprung, kann da was passieren? Es kann! Denn in der zweiten Halbzeit verkrampfte unser Team, wie schon in den Ligaspielen zuvor. Es gelang kaum noch was, selbst einfache Dinge klappten nicht mehr. Kaum war das Spiel angepfiffen, da gab es Elfmeter für Hennef. Diesen pölte der Schütze dankenswerterweise an die Latte. Gab es bereits in der ersten Halbzeit mehr als eine Konfusion in unserem Strafraum, spielten die unseren irgendwann nur noch "wilde Sau". Das Heimteam erzielte durch einen direkt verwandelten Freistoß den Anschlußtreffer, damit war alles zu spät! Die nackte Angst vor dem Verlieren! Doch Hennef verdaddelte selbst Gelegenheiten, bei denen ein Spieler praktisch mit dem Ball auf der Torlinie stand. Unfassbare Szenen!
Mit Regionalliga hatte das alles gar nichts zu tun. Sozusagen eine Einstimmung darauf, was uns ab der kommenden Saison wieder erwarten wird. Wobei ich eine solche Begegnung "Not gegen Elend" nicht als Maßstab für Oberligafußball ansetze. Dem Bolzplatzfußball zuzusehen war alles andere als inspirierend, und irgendwann hatte die Anspannung den kompletten Fanblock lahmgelegt, Da war nur noch Herzklopfen, kein Gedanke mehr an Singen oder Rufen, nur noch die nackte Angst, den Sieg noch zu verlieren. Doch irgendwann war das Spiel doch vorbei. Keine überschäumende Freude, kein großer Jubel, nur die pure Erleichterung, wenn unerträgliche Anspannung sich langsam löst. Auf dem Rückweg waren wir auch mehr oder weniger still, im Hennefer Bahnhof guckte uns eine Gruppe Polizisten eine Dreiviertelstunde lang dabei zu, wie wir auf den Zug nach Hause warteten, dann gingen wir mit einigen Leuten noch einmal das Spiel und die Gesamtsituation durch.
Auch wenn durch den Sieg der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz "nur noch" fünf Punkte beträgt, das Spiel in Hennef war die Fortsetzung der bisherigen Leistungen in dieser Saison. Gegen Rot Weiss Essen kassieren wir mit solchem Fußball eine klare Niederlage. Zweimal haben wir RWE in den beiden letzten Jahren zu Hause geschlagen, doch wie wir mit dieser Truppe abermals siegen sollen, ich kann es mir nicht vorstellen. Nach meiner Einschätzung holen wir in der kompletten Saison so etwa zwanzig Punkte, darin war ein Sieg in Hennef schon einkalkuliert.
Von Hennef hatte ich einen positiven Eindruck. Ein sehr freundlicher Gastgeber, ein leider sehr zugebauter und eingezäunter Gästeblock mit teilweise nur sehr eingeschränkter Sicht, ein angenehm professioneller Ordnungsdienst, humaner Umgang mit den SVlern, sehr leckere Bratwurst. Doch eines ist sicher: So schnell werden wir dorthin nicht noch einmal fahren. Denn nach den Eindrücken des Sonntagnachmittags werden beide Teams verdienterweise den Weg in ihre jeweiligen Oberligen antreten!