Der Beorn entschuldigt sich erst mal, dass er sich hier nur noch so wenig sehen lässt. Aber das nichtvirtuelle Leben ist derzeit derart übermächtig, dass ich einfach nur noch sehr wenig Zeit für Webforen habe. Tut mir leid, dass ich so wenig schreibe.
Ja, was soll man über unseren Verein erzählen?
Ich setze es als mehr oder weniger bekannt voraus, dass wir seit vielen Jahren einen Chef haben, der immer wieder seine Kohle rausrückt, damit andere sie ausgeben. Ab und zu verliert er die Lust daran. Ein Anlass für ein solches "ab und zu" war die knapp verpasste Qualifikation für die Dritte Liga im letzten Jahr. Da zog er sich schmollend zurück, weil der Verein einen der höchsten Etats aller beteiligten Teams hatte, aber trotzdem das angestrebte Minimalziel verfehlt hat.
Weil Manni keine Kohle mehr zahlte, und ausserdem noch die Sünden der Vergangenheit ans Licht kamen, ging der Verein in die Insolvenz und in die Oberliga. Da spielen wir immer noch.
Nach einem Jahr mit einem Team, welches zusammengestellt wurde, als man nicht einmal wusste, in welcher Liga es eigentlich antritt, merkte Manni: Oberligafußball macht nicht so viel Spaß. Er öffnete wieder sein Herz, ließ sich vom Ehrenpräses wieder zum ersten Vorsitzenden ernennen, und erneut wehte der süße Duft des Geldes durchs Leimbachtal ...
Um nicht erneut das zuvor in der eigenen Firmengruppe erarbeitete Geld von unfähigen Leuten ohne Ertrag ausgegeben zu bekommen, wurde uns ein "Starker Mann" hingesetzt: Gerd Kehrberg. Er rettet, nach eigener Aussage, gern Traditionsvereine.
Zunächst mal schmiss er unser Vereinsidol Peter Nemeth raus, der den Fehler gemacht hatte, in der Notlage des Vereins Verantwortung zu übernehmen. Mehrere Wochen nach seiner Entlassung dankte man ihm immerhin auf der JHV des Vereins (in Abwesenheit...) Einige verloren danach ihre Lust und ihre Bindung an den Verein.
Kehrberg hatte eines demonstriert: Er wird nicht als Volksliebling bezahlt. Mit Hilfe seiner alten Kontakte stellte er eine teure aber auch nicht ganz so schlechte Mannschaft zusammen, übergab sie einem Trainerkumpel aus alten Tagen und begann, sein Umfeld zu formen.
Das neue Team spielt besser Fußball als das alte, was angesichts der Umstände auch nicht so sehr verwundert. Ob es nun 1,7 Millionen Euro sind, oder doch 1,8 Millionen, wer fragt danach? Hätte man dem ehemaligen Cheftrainer einen kleinen Teil dieser Summe zur Verfügung gestellt, na ja, es bleibt Spekulation.
Unser neues Team schießt viele Tore, kassiert viele Tore, und es kommen wieder mehr Zuschauer ins Stadion. In drei Heimspielen kamen immer mindestens 2300 Besucher, da fallen einige Stadionverbotler, ihre Freunde, die ehemaligen Hardcorefans und jene, die auch nach einem 0:6 gegen Bonn noch zum Verein gingen, nicht so recht ins Gewicht.
Engagierte Fans sind oft auch aktive und kritische Fans. Sie geben ihr Geld gezielter aus und stören schon einmal bei der Erschaffung einer schönen, neuen Fußballwelt. Wenn jene Besucher kommen, die sich seit Drittligazeiten nicht mehr haben sehen lassen, dann hat die neue Geschäftsführung alles richtig gemacht, nicht wahr? Die Szene ist ruhiggestellt, die Polizei kann bei der Umsetzung ihrer "Präventionskonzepte" auf die volle Mitarbeit des Vereins bauen, der Durchschnittsbesuch hat zugenommen, kann da noch was stören?
Es kann. Zum Beispiel die beiden Fanbeauftragten, von denen ich ja einer bin. Von der Basis gewählte Vertreter, welche der Verein dann beim Verband anmeldet, und die sich vor allem den Fans zugehörig fühlen, das passt nicht zu "Neuaufbau 5:0". Als uns klar wurde, dass der Vorstand uns absägen will, machten wir den Vorgang öffentlich. Seither hat man mit uns kein Wort mehr gesprochen, beantwortet Mails nicht mehr, sucht nach unseren Nachfolgern und findet keine. Gestern konnte ich zum ersten Mal in meinem Fandasein erleben, dass ein Transpi mit unter anderem meinem Namen entrollt wurde. Heute habe ich einen Termin auf der Geschäftsstelle. Es wird reiner Zufall sein ...
Was auch stört ist eine unsortierte Abwehr vor einem schwachen Torwart, für einen Aufstieg nicht gerade gute Voraussetzungen. Da verliert man auch schon mal gegen den Tabellenletzten, trotz zweifacher eigener Führung. Aber was solls, wir gewinnen und verlieren meist torreich, das schafft einen guten Unterhaltungsfaktor und steigert doch sicher den Marktwert, nicht wahr? Und nein, unser Team ist natürlich keine Söldnertruppe, oder behauptet da wer was anderes?
SF Siegen 2009. Ein komischer Verein. Aber das war er auf irgendeine Weise immer schon. Wenn Ihr noch mehr wissen wollt, dann fragt einfach. Ich verspreche, hier wieder öfter reinzuschauen.