Sehr viel verpasst hast Du aus Aachener Sicht bestimmt nicht. Und einen Kontakt hätte die anwesende Polizei wahrscheinlich nicht zugelassen, es lief einiges an Erlebnisvolk in der Nähe des Gästeblocks herum.
Das Spiel war in der ersten Halbzeit so richtig schlecht. Bis dahin haben wir ja bei Alemannia II in den beiden Auswärtsspielen zuvor jeweils verloren, aber gestern sah ich die schwächste Aachener Zweitvertretung seit wir gegen diese spielen. Da war wirklich nicht viel konstruktives zu sehen.
In der zweiten Halbzeit gingen die Sportfreunde mit viel Elan auf den Platz und hatten gleich einige gute Gelegenheiten. Eine von ihnen brachte die Führung, die ja dann auch bis zum Schluß reichte. Im direkten Gegenzug hatte Aachen II die, aus meiner Sicht vom Gästeblock her, beste Gelegenheit im Spiel. Aber unser Torwart wehrte den Ball sehr gut ab.
Siegen stellte darauf eher die Räume zu und suchte den Konter. Und diese waren gefährlicher als die Angriffsversuche der jungen Alemannen, die meist schon vor dem Strafraum abgefangen wurden. Torschütze Uzun hatte noch eine großartige Gelegenheit als er den Ball an die Lattenunterkante schoß, von dort sprang er aber wieder ins Feld zurück.
In den letzten Fünf Minuten noch einmal eine ganz gute Gelegenheit zum Ausgleich, wieder war Miletic aufmerksam. Kurz darauf hätte Sebastian Huke wirklich alles klar machen können, er selbst soll sich über die leider sehr stümperhafte Art, wie er das Tor verpasste, angeblich am meisten geärgert haben.
285 Zuschauer bei einem Flutlichtspiel, das hatte leider doch eher Landesligaqualität, schade. Wir haben immerhin einen vollen Fanbus zusammenbekommen, was mich sehr gefreut hat.
Das dritte Jahr in der Fünftklassigkeit macht sich ganz deutlich bemerkbar. Aber trotz allem fahren wir immer noch wenigstens mit einem Bus unter der Woche auswärts, dazu kamen noch so etwa 30 - 40 PKW-Fahrer. Keine großen Zahlen, ich weiß es selbst. Aber es gibt uns immer noch, irgendwie ...
Auch wenn es einfach nur anstrengend ist, für ein Auswärtsspiel mitten in der Woche gleich nach der Arbeit noch das komplette "Catering zu übernehmen", wie es heute heisst. Die Stunde vor der Abfahrt Stress pur, dann im Bus bis etwa auf die Höhe von Gummersbach ununterbrochen Essen verkauft. In der Nacht dann alles eingeladen, Leute heimgefahren, zu Hause angekommen dort noch Kisten sortiert. Gegen ein Uhr nachts saß ich dann mit einem Bier für mich selbst vor dem Haus auf der Bank, zufrieden aber auch todmüde. Und mit einigen Gedanken ...
Der alte Tivoli trägt inzwischen deutliche Spuren von Vernachlässigung. Es machte mich schon sehr wehmütig, als ich gestern Abend über der Gegentribüne einen wunderschönen Vollmond sah, gegenüber der leere Würselener Wall, um uns herum knöchelhohes Unkraut, welches sich die Ritzen in den Stehstufen erobert hat. Bald wird dieses Stadion, in dem wir einmal als Staffage für eine Bundesligaaufstiegsfeier standen, Geschichte sein. Er wird mir fehlen, der alte Tivoli.
Auf dem ich im September 1997 einen der schönsten Auswärtssiege meines ganzen Lebens mit meinem Verein gesehen habe. Heute ist es nur noch die zweite Mannschaft und der Tivoli nur noch seine eigene Erinnerung. Aber ich konnte gestern noch einmal dort einen Sieg meiner Farben sehen. Und Abschied von einem Stadion nehmen, wo ich damals, in meiner Studienzeit in Aachen, vieles erlebt habe, was mich zu jener Zeit nachhaltig beeindruckt hat.
In jenen Jahren war es noch ein Traum, einmal mit den Sportfreunden dort hinfahren zu können. Der gestrige Abend markiert für mich den Abschluß jenes Traums, den ich dort vor Jahrzehnten als junger Fan hatte: Einmal mein Team in einem solchen Stadion zu sehen!
Machs gut, Tivoli!