Super Bowl Nachklapp
Die alte Regel in der NFL lautet: Sind zwei Teams auf augenhöhe entscheiden am Ende 4 Faktoren: Turnover, Penalties, Field Position und Glück. Und fast in dieser Reihenfolge sind die Würfel dann auch Richtung Denver gefallen.
TurnoverBallverluste des Gegners kann man erzwingen. Aber unterm Strich sind sie Glückssache und tendieren dazu, sich über einen längeren Zeitraum in der NFL auszugleichen. Lassen wir die beiden Interceptions (eine gegen jeden Quarterback) mal unbetrachtet, weil in beiden Fällen die Defenses gute Plays gecallt und die Interceptions fociert haben. Aber bei Fumbles ist es wirklich reine Glückssache, wer den Ball erobert. Und die reinen Zahlen lauten: Carolina fumbelt 4 mal und verliert 3 mal den Ball an Denver. Denver fumbelt 3 mal und bleibt 2 mal in Ballbesitz. Macht eine Fumble-Bilanz von 5-2 pro Broncos. Aus den Panthers-Fumbles entstehen direkte 14 Punkte (die einzigen Denver TDs) + 3 potentiell verlorene, weil man sich in der Denver Red Zone befand. Laufen allein diese Spielzüge anders... Naja... Nachrechnen kann jeder selbst.
Bezeichnend für mich die Situation, in der Cam Newton seine einzige Interveption schmeißt. Er sieht den Zone Blitz des Gegners nicht, der Ball wird kurz vor der Broncos-Endzone abgefangen, beim Return fumbelt T.J. Ward den Ball, der aber von den Broncos recovered werden kann. Mehr Pech geht in einer Situation wohl kaum.
Penalties
12 Penalties für 102 yards für die Panthers. Davon einige fragwürde Strafen für angebliche Late Hits und vor allem die Holding-Strafe kurz vor Denvers zweitem TD. Aber unterm Strich einfach zu viel, wenn man zusätzlich noch gegen eine Defense spielt, gegen die man sich jedes Yard hart erarbeiten muss. Die Fehlstart-Strafen passieren halt, wenn man als O-Liner überall Passrush sieht.
Field PositionSpielte exakt 1x eine Rolle. Als Denvers Jordan Norwood einen Punt für 69 yards an die Red Zone der Panthers trägt. Es folgt der obligatorische 3-and-out der Broncos, aber man ist ja schon in Field Goal Range. Macht also 3 "geschenke" Punkte. Rechnet noch jemand mit?

GlückVorneweg: Die Broncos haben sich diesen Super Bowl erarbeitet. Glück benötigt man nunmal immer. Aber wenn nahezu alle Würfel einseitig in deine Richtung fallen, ist das schon bemerkenswert. auch hier mal noch eine exemplarische Szene:
Zweiter Drive der Panthers, Erster Versuch. Cam Newton bringt den tiefen Ball über die Mitte auf Jericho Cotchery. Dieser fängt diesen mit Hängen und Würgen und obwohl der Ball nie den Boden berührt, geben die Refs ihn incomplete. Nahezu 90% (inkl. TV-Ref Mike Carrey bei CBS) der Zuschauer sehen im TV "undisputable video evidence", den Call zu überstimmen. Nur die Refs im Stadion sehen das anders. Statt 1st & 10 an der 40 gibt es 2nd & 10 an der eigenen 15 yard Linie. zwei Spielzüge später folgt bei 3rd & 10 in einer klaren Passituation der Fumble nach nem Sack und der TD für Denver zum 10:0. That's life.
Die Panthers verlieren durch diese Entscheidung ein Timeout, sie verlieren eine Challenge, sie verlieren Field Position, sie verlieren taktischen Spielraum und liegen am Ende des Drives mit 10:0 zurück. Und nur, weil die Refs in 75% aller kniffligen Fälle "in dubio pro Bronco" entschieden haben. Wenig später muss Coach Ron Rivera seine zweite Challenge verbraten, weil die Refs wieder nicht genau hingucken. In der zweiten Hölfte wird eine klare Pass Interference gegen die Panthers in der gegnerischen Red Zone nicht gepfiffen. Fünf Minuten später stehen die Broncos nach dem letzten Fumble der Panthers an der 3-yard-Linie, Peyton wirf den Ball mal wieder zu hoch und für einen noch geringeren Kontakt pfeifen die Refs im dritten Versuch Holding und geben den Broncos drei neue Chancen, in die Endzone zu rennen.
Die Panthers wurden nicht wirklich verpfiffen. Aber die strittigen Calls gingen alle gegen sie. Ich schreibe das nicht irgendeiner Parteilichkeit der Refs zu. Sondern wirklich dem Glück, dass die subjektive Bewertung jedes Mal eben gegen die Panthers fiel.
Die deutsche BrilleMarkus Kuhn als dritter Kommentator war ein Glücksfall für Sat1. Buschmann war für seine Verhältnisse in Ordnung. Stecker so schlecht, wie fast die ganze Saison nicht. Mit dem krönenden Kommentar (sinngemäß), "Cam Newton spiel nicht so schlecht, aber er käme nicht an Peytons abgeklärtes Spiel heran". Wie dumm kann man sein? Manning lieferte ein grottiges Spiel ab, Newton immerhin ein mindestens durchwachsenes. Auch die Meinung von Andreas Renner (den ich sonst ganz gut finde) bei den Sofa QBs auf Sportradio 360: "peyton hat sein Ego zurückgenommen und hauptsächlich Fehler vermieden", kann ich so nicht teilen. Die Broncos haben ihm nichts zugetraut. Sie haben ihn nach dem zweiten Viertek nicht weiter als 5 yards (gefühlt) werfen lassen. Sie haben ihn selbst bei 3rd an long nicht mehr werfen lassen. Das war kein Clock-Management, wie es Jan Stecker gesehen hat (noch so ein dummer Satz). Natürlich konnte man auf seine Defense bauen. Aber bei einem Spiel, welches die meiste Zeit innerhalb eines Scores läuft, wäre eine solche Taktik ein absolues Spiel mit dem Feuer. Newton hat zwischendurch immer wieder seine Receiver gefunden, hat am Ende des Spiels immerhin 265 passyards zusammengesammelt. Ein Flash-Play und Carolina führt. Das kann kein Gameplan gewesen sein. Das war das Eingeständnis, dass man mit Peyton Manning mehr nicht hinbekommt. Ich gönne Manning seinen zweiten Titel. Ich halte ihn für den besten Quarterback aller Zeiten. Ich finde es nur gerecht, dass ihn sein Team zu diesem Titel getragen hat, wo er in 16 NFL-Spielzeiten meistens selbst mittelmäßige Teams durchschleppen musste. Aber diese Eínschätzungen zum Spiel finde ich einerseits falsch, andererseits den Panthers gegenüber despektierlich.
Und nochmal was zu Frank Buschmann. Der hat bei Sportradio 360 einige Tage später einen Rant losgelassen, der thematisch unter aller Kanone war. Ich liebe Buschi als Kommentator. Ich bin in den 90ern mit ihm als Sportkommentator aufgewachsen und habe ihn bewundert. Das tue ich teilweise immer noch. Aber dieser Mist, den er in der Big Show abgelassen hat, diese überhebliche Art gegenüber hartgesottenen Football Fans und engagierten deutschen Football-Bloggern, ist einfach unwürdig, anmaßend und arrogant. Auch seine mehr oder weniger halbherzige Entschuldigung nach dem harrschen Gegenwind find ich nicht gelungen.
Ich mag Buschis Art. Ich gestehe ihm zu, sich über die Jahre als Football-Kommentator entwickelt zu haben. Ich merke am TV, dass auch sein Football-Wissen immer mehr zunimmt. Ich schätze seine emonotionale Art und hab mich zuerst auch etwas amüsiert, als er sich in der BigShow in Rage geredet hat. Aber auch ein Kommentatoren-Idol wie er sollte in der Lage sein, sich zu hinterfragen. Das sehe ich in diesem Fall nicht. Stattdessen prügelt er wahllos auf alle Fans ein, die sich nicht erst seit dieser Saison für diesen Sport interessieren und die jahrelang die Football-Fahne in Deutschland hochgehalten haben. Und das ist absolut ... UNTER - ALLER - SAU!