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AutorThema: Eurosport bekommt Olympia-TV-Rechte - ARD/ZDF gehen leer aus  (Gelesen 275 mal)

Online Reggaeboy

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IOC vergibt TV-Rechte für Olympia an Eurosport

Erdbeben auf dem olympischen TV-Markt: Das IOC hat die Rechte für die Spiele 2018 bis 2024 an Eurosport vergeben. Der Preis liegt bei 1,3 Milliarden Euro. ARD und ZDF müssen nun Sub-Lizenzen kaufen.

Das gab es in der Sportgeschichte noch nie: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die TV-Übertragungsrechte in Europa für die vier Ausgaben der Spiele von 2018 bis 2024 der Muttergesellschaft von Eurosport, Discovery Communications, zugesprochen. ARD und ZDF wurden von dieser Nachricht dem Vernehmen nach überrascht. Sie können erstmals nicht exklusiv von Olympia berichten.

"ARD und ZDF nehmen die Entscheidung des IOC, die Rechte für die Liveübertragungen der Olympischen Spiele von 2018 bis 2024 an die Sender Discovery und Eurosport zu vergeben, zur Kenntnis", teilten beide Sender in einer knappen, gemeinsamen Presseerklärung mit. Sie betonen darin, für die Exklusivrechte "ein angemessenes Angebot abgegeben" zu haben, ohne freilich eine konkrete Summe zu nennen.

Der Wert der Exklusivrechte wird auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt. Die Rechte umfassen alle Plattformen, einschließlich Free-TV, Abo/Pay-TV, Internet und mobile Endgeräte, und zwar in allen Sprachen in 50 Ländern und Gebieten auf dem europäischen Kontinent außer Russland. Ausnahmen des Deals sind Großbritannien und Frankreich. BBC und France Television haben bereits Verträge für 2020.

"In Übereinstimmung mit den Anforderungen des IOC und der lokalen Märkte hat sich Discovery verpflichtet, die Olympischen Sommerspiele mindestens 200 Stunden und die Olympischen Winterspiele mindestens 100 Stunden lang während des Zeitraums der jeweiligen Spiele im frei empfangbaren Fernsehen zu übertragen", teilte die Eurosport-Muttergesellschaft Montagnachmittag mit.

Unverständnis bei ARD und ZDF

Was das im Detail für ARD und ZDF und den deutschen Fernsehmarkt bedeutet und inwieweit die Vielfalt der Spiele dort künftig abgebildet werden wird, ist zunächst unklar. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben die Möglichkeit, Sub-Lizenzen zu kaufen.

Zwischen den Zeilen klingt in der Mitteilung Kritik an der IOC-Entscheidung durch. "ARD und ZDF sind langjährige Partner des IOC und berichten nicht nur bei den Olympischen Spielen, sondern auch in den Jahren zwischen den Spielen kontinuierlich über olympische Sportarten. Damit tragen ARD und ZDF in wesentlichem Maße zur Popularisierung der olympischen Sportarten bei", heißt es.

Aus der Pressemitteilung des IOC wiederum, so ARD und ZDF, gehe zunächst nicht hervor, "was die Rechtevergabe an die beiden internationalen, auch in Deutschland verbreiteten Sender für den deutschen Fernsehmarkt bedeutet. Hieraus ergeben sich Fragen an das IOC und den DOSB". Der Deal bedeute jedenfalls nicht, "dass jetzt irgendjemand aus dem Rennen ist. Wer im Rennen sein möchte, kann sich jederzeit an Discovery wenden", meinte IOC-Präsident Bach: "Discovery ist offen, da in Diskussionen oder Verhandlungen einzutreten."

ARD und ZDF zeigen noch Olympia 2016

Zuletzt hatten sich ARD und ZDF in harten Verhandlungen noch die audiovisuellen Medienrechte an den Winterspielen in Sotschi 2014 und den Sommerspielen in Rio de Janeiro 2016 gesichert. Die beiden deutschen Sender hatten die Rechte 2011 erstmals direkt vom IOC erworben.
Rudi Cerne und Katrin Müller-Hohenstein
Foto: pa/dpa Die Moderatoren Rudi Cerne und Katrin Müller-Hohenstein berichteten 2014 für das ZDF von den Winterspielen aus Sotschi

Zuvor waren die Verträge vom IOC mit der European Broadcasting Union (EBU) ausgehandelt worden. Das IOC hatte 2008 seine langjährige Partnerschaft mit der EBU beendet.

Die Auswirkungen des Mega-Deals betreffen auch andere renommierte Sendeanstalten. In England beispielsweise hat in der Vergangenheit stets die BBC Olympia im Free-TV gezeigt. Welche Form von Sub-Lizenzen die BBC von 2022 an lösen kann, muss sich noch zeigen.

Discovery Communications kündigt Verhandlungen mit BBC an

"Die Entscheidung wird als Schlag für die BBC gesehen, die mit ihrer Olympiaberichterstattung riesige Ressourcen ausgegeben und großen Wert darauf gelegt hat als einen Moment, in dem es möglich ist, die Nation zusammenzubringen", kommentiert die Zeitung "Guardian".

David Zaslav, CEO von Discovery Communications, kündigte an, in Verhandlungen mit anderen Sendern einzusteigen. "Ein Teil unserer Herangehensweise wird sein, uns darum zu bemühen, mit einigen der besten Olympia-Sender zusammenzuarbeiten. Die BBC wird die Möglichkeit haben, für einige der Rechte eine Sub-Lizenz zu lösen."

Gleiches dürfte auch für ARD und ZDF gelten. "Wir sind in jedem Markt offen für diese Diskussionen", sagte Zaslav.

IOC-Präsident Thomas Bach lobt Eurosport

"Mit durchschnittlich zehn Sendern pro Markt und den führenden Online- und OTT-Sportangeboten werden Discovery und Eurosport für eine größere Reichweite sorgen, auf mehr Bildschirmen als je zuvor", jubelte derweil das Unternehmen: "Ü̈ber 700 Millionen Zuschauer in ganz Europa werden die Spiele sehen können."

IOC-Präsident Thomas Bach sprach von einem "wichtigen Vertrag": "Wir freuen uns, dass Eurosport der neue Partner des olympischen Sports ist. Diese Vereinbarung sorgt für eine umfassende Berichterstattung über die Olympischen Spiele in ganz Europa, und dazu gehört die Garantie einer umfangreichen Free-TV-Berichterstattung in allen Märkten."

Discovery und Eurosport, lobte Bach, "demonstrieren ein großes Engagement für die Olympischen Spiele, für den olympischen Sport und für die Zukunft der olympischen Bewegung".

Ein wichtiges Argument für die Olympier scheint gewesen zu sein, dass Discovery Communications versprach, "gemeinsam mit dem IOC einen neuen Olympiakanal für den europäischen Raum zu entwickeln".

Harting sieht Deal zwischen IOC und Eurosport kritisch

Erste Sportler wie Robert Harting fürchten jedoch offenbar schon, dass manche olympische Sportart mediales Opfer des Mega-Deals werden. Der Diskus-Olympiasieger ist Kritiker der öffentlich-rechtlichen Sender sowie von IOC-Präsident Bach. Er prangerte in der Vergangenheit immer wieder eine seiner Meinung nach zu sehr auf Fußball ausgerichtete TV-Sportberichterstattung an.

Die ersten Olympischen Spiele, die Eurosport als Rechteinhaber zeigen wird, sind die Winterspiele 2018 in Pyeongchang/Südkorea. 2020 finden die Sommerspiele in Tokio statt. Über den Ausrichter des Gastgebers für die Winterspiele 2022 entscheidet das IOC Ende Juli. Bewerber sind Peking sowie Almaty/Kasachstan. Um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 bewirbt sich u.a. Hamburg.

DIE WELT