Hmm... Wenn man die Bewertungen des Spiels hier (und in den Presseartikeln) liest, kann man sich schon wudnern. Da ist von schlechtem Spiel mit Duselsieg bis grandioses Meisterstück dank perfekter taktischer Meisterleistung alles dabei. Gibts da vielleicht auch nen Mittelweg?
Mit Deutschland und Rußland standen zwei Gegner in einer Gruppe, die beide in anderen Gruppen längst unangefochtene Gruppensieger gewesen wären. Deutschland bis dahin mit 7 Siegen/einem Remis aus 8 Spielen, Rußland mit sieben Siegen/einer Niederlage. Es standen sich ein Halbfinalist und ein Finalist der letzten Europameisterschaft gegenüber, zwei Mannschaften aus der Top-Ten der Weltrangliste, die ihre Punkte nicht hauptsächlich mit Pflicht-Länderspielen gegem Trinidad & Tobago, Samoa oder Indonesien holen. Zwei Mannschaften, die einfach zur Weltspitze gehören. Wenn man dann in einem solchen Spiel einen Auswärtssieg holt, ist das einfach ein starkes Ergebnis. Da braucht man nichts kleinreden, zumal Formulierungen wie die von Bela Rethy oder des MDR-Kommentators ("teilweise von den Russen auseinandergenommen") einfach Blödsinn sind.
Aber genausolcher Blödsinn ist es, dieses Spiel jetzt hochzujubeln. Dafür stand das Ergebnis nämlich - trotz m.N.n. über weite Strecken sicherer Abwehr - auch öfters auf Messers Schneide. Nach einer starken ersten Halbzeit hat man sich zu weit zurückgezogen, hat zugelassen, dass sich ein rotgefährdeter Länderspieldebütant den Platzverweis abholt, hat durch zu wenig Entlastung eine Abwehrschlacht provoziert. Der nicht gegebene Elfmeter wäre die logische Konsequenz dieser riskanten Spielweise gewesen. Am Ende ging alles gut. Aber das ändert nichts daran, dass es ganz schnell nach hinten hätte losgehen können. GERADE weil man gegen einen Gegner der Weltspitze nicht 45 Minuten mauern kann, ohne Chancen zuzulassen.
Deshalb sollte man das Ergebnis vielleicht ganz nüchtern als wichtigen und verdienten Sieg ansehen. Aber eben auch als glücklichen Sieg. Weder eine taktische Meisterleistung noch ein Dusel-Spiel. Ein Spiel, welches einen optimistisch stimmen kann aber welches auch genügend Ansatzpunkte zur Verbesserung gegeben hat. Jetzt kann man die WM-Teilnahme feiern und sich ans Abstellen der Fehler machen.