Die ehemalige Fußballhochburg MANNHEIM nimmt einen neuen Anlauf
Mannheim - 315.000 Einwohner, Zentrum der Europäischen Metropolregion RHEIN-NECKAR mit weit über zwei Millionen Bewohnern . . . seit vielen Jahren in der Fußballbedeutungslosigkeit versunken.
Um das Ausmaß des sportlichen Niedergangs begreifen zu können, muss man sich mal vergegenwärtigen, was Mannheims Fußball einmal gewesen ist:
1925, mitten in der großen Nürnberg-Fürther Ära, wurde der VfR Süddeutscher Meister (mit Seppl Herberger als Torjäger). Zwischen 1920 und 1940 haben der VfR und der SV Waldhof, die beiden Aushängeschilder des Mannheimer Fußballs, zehn Nationalspieler mit insgesamt 47 Berufungen hervorgebracht.
Solange es die Badische Gauliga gab (1933-1943), machten der VfR und der SV Waldhof die Meisterschaft regelmäßig unter sich aus, mit je fünf Meistertiteln für die beiden Vereine - trotz stärkster Konkurrenz aus Karlsruhe und Freiburg.
Bis 1944 hat der VfR sechsmal die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft erreicht und musste 1938 nur wegen des schlechteren Torverhältnisses dem Titelverteidiger FC Schalke 04 den Einzug ins DM-Endspiel überlassen.
Der SVW entwickelte sich zum Pokalspezialisten, drang 1935 und 1937 im DFB-Pokal (damals Tschammer-Pokal) bis ins Halbfinale vor - 1939 sogar bis ins Endspiel, wo man dann allerdings im Berliner Olympia-Stadion vor 60.000 Besuchern dem 1.FC Nürnberg mit 0:2-Toren unterlag. In diesem Zeitraum wurde auch der Begriff "Waldhof-Buben" geboren, da viele der technisch hervorragenden SVW-Spieler gerade mal neunzehn Jahre alt waren.
Dann der 10. Juli 1949, Mannheims größter Fußballtag, als der VfR in der legendären Hitzeschlacht von Stuttgart, im mit 92.000(!) Zuschauern völlig überfüllten Neckar-Stadion die Dortmunder Borussia mit 3:2 n.V. besiegte und den Deutschen Meistertitel ins heutige "Ländle" holte. Das ist danach nur noch dem VfB Stuttgart gelungen.
Ganz besonders stolz ist man als VfR´ler auch deswegen, weil es nun mal der VfR Mannheim gewesen ist, der als erster Klub die heute 25.000 Euro wertvolle Silberschale überreicht bekam. Es waren also VfR-Spieler, die erstmals diese Meisterschale in Händen halten durften.
So viel aus der Glanzzeit dieser beiden Mannheimer Vereine, die den Ruf ihrer Stadt als "Fußballhochburg" mit diesen Erfolgen begründet hatten.
Als 1963 die Bundesliga eingeführt wurde, ist der Mannheimer Fußball dann erstmals in seiner langen Geschichte zweitklasssig geworden. In den wichtigen sechs Jahren davor hatte man es versäumt, die notwendigen Qualifikationspunkte anzusammeln.
Dann 1983 ein kurzer Höhenflug, als der SVW mit seinem Aufstieg in die Bundesliga dem Mannheimer Fußball nochmals für sieben Jahre die Erstklassigkeit bescherte. Danach ging es kontinuierlich bergab, bis zur gemeinsamen Viertklassigkeit mit dem VfR im Jahr 2004 .
Jetzt aber herrscht in beiden Vereinen so eine Art Aufbruchsstimmung, nachdem der SVW wieder in die Regionalliga und der VfR wieder in die Oberliga zurückgekehrt sind. Selbstverständlich sind das Erfolge auf relativ niedrigem Niveau, denn mittlerweile ist die RL nur noch viertklassig und die OL nur noch fünftklassig im Spielklassen-Ranking des DFB.
Aber der Anfang ist mal gemacht, und in beiden Lagern ist man optimistisch, dass man wieder besseren Zeiten entgegensehen kann.
In diesem Zusammenhang dazu passend: Auch der VfL Neckarau, der dritte Traditionsverein in der Quadratestadt, konnte am Saisonende einen Aufstieg feiern. Seit 1993 dümpeln die Blau-Weißen in verschiedenen Mannheimer Kreisstaffeln herum, doch jetzt konnte man als Mannheimer Kreisligameister immerhin in die Landesliga Rhein-Neckar aufrücken.
Alles zusammengenommen vielleicht doch ein verheißungsvoller Anfang für eine wunderbare Renaissance des Mannheimer Fußballs.
Träumen ist ja erlaubt!