Auch wenn die Saison eben erst zu Ende gegangen ist, wage ich, wenn ich darf, doch mal einen kleinen Rückblick auf die vergangenen 12 Monate. Nur weiterlesen, wenn es auch interessiert.
Ich muss schon sagen, das war eine durch und durch bemerkenswerte Saison. Für mich die schönste seit unserem Aufstieg 1999 in die 2. Bundesliga.
Man muss sich wirklich eines vor Augen führen: Vor einem Jahr war der Verein praktisch tot. Nach dem Lizenzentzug in der Regionalliga und der damit verbundenen Zwangsversetzung in die Oberliga BW war der SVW am absoluten Tiefpunkt angelangt. Zum sportlichen Niedergang gesellte sich ein Schuldenberg in Höhe von mehreren Millionen Euro, der eine Rückkehr in die Viertklassigkeit selbst bei einer nicht minder unwahrscheinlich erscheinenden sportlichen Qualifikation völlig illusorisch werden ließ. Darüber hinaus war der SVW zu diesem Zeitpunkt bereits seit über einem Jahr "führungslos", weil sich verständlicherweise niemand in Mannheim den Präsidenten-Job freiwillig antun wollte. Über die nach wie vor im Raum stehenden staatsanwaltlichen Ermittlungen im Zusammenhang mit Unregelmäßigkeiten beim Bau des Jugendförderzentrums will ich gar nicht reden. Natürlich zerstreute sich auch unsere Regionalliga-Truppe nach dem Lizenzentzug in alle Richtungen, sodass der sportliche Leiter Günther Sebert vor der Aufgabe stand, binnen weniger Wochen eine völlig neue Mannschaft auf die Beine zu stellen. Folgerichtig bestand diese dann in erster Linie aus Spielern aus der Verbands- und Oberliga sowie Akteuren, die aus unserer zweiten Mannschaft ins erste Glied rückten. Jedermann war vor Beginn der Saison also klar, dass wir in sportlicher Hinsicht nicht allzu viel zu erwarten hatten. Erstaunlicherweise erwies sich unsere junge und unerfahrene Mannschaft in der Hinrunde als recht erfolgreich, so ließ sie den Abstand auf den Spitzenreiter Nöttingen auf maximal fünf bis sechs Punkte anwachsen, auch wenn sich die Pforzheimer Vorstädter nicht zuletzt auch aufgrund ihres namhaft besetzten Kaders als erster Anwärter auf den ersten Platz empfahlen. Highlight der Hinrunde sicherlich der 2:0-Sieg gegen eben jenen Spitzenreiter aus Nöttingen, auch wenn der Sieg zugegebenermaßen etwas glücklich zustande kam. Im Dezember folgte dann die vielleicht wichtigste Weichenstellung der letzten Jahre beim SVW: Der bis dato eher unbekannte Steffen Künster wurde zum neuen Präsidenten des Vereins gewählt und machte sich gleich an die Arbeit, den SVW wieder in ruhigeres Fahrwasser zu führen. Binnen weniger Wochen gelang es ihm, die finanzielle Situation zu ordnen, sodass selbst die Erteilung einer Regionalligalizenz plötzlich wieder in Reichweite zu kommen schien. Dummerweise leistete sich die Mannschaft zu Beginn des neuen Jahres dann ihre erste echte Schwächephase. Nach mehreren schlechten Spielen war Nöttingen schließlich auf 13 Punkte enteilt. Vor allem nach der frustrierenden Heimniederlage gegen Bahlingen (1:2) hätte wohl niemand mehr einen Cent auf den SVW gewettet. Dennoch war man im Umfeld mit dem bisherigen sportlichen Abschneiden zufrieden, da die völlig neuformierte Mannschaft immer ihr Bestes gab und die neue Vereinsführung erst für 2012 den Aufstieg in die Regionalliga als Ziel ausgab. Doch dann geschah etwas, das bei der Mannschaft irgendwie den Schalter umgelegt haben muss. Nach der Heimniederlage gegen Bahlingen lag die Mannschaft im darauffolgendne Auswärtsspiel gegen Kirchheim bereits mit 0:2 in Rückstand, sollte das Spiel aber noch mit 4:2 gewinnen. Dieses Spiel muss die Initialzündung für den restlichen Saisonverlauf gewesen sein, denn was dann folgte, habe ich beim SVW so noch nie erlebt. Auf den Sieg in Kirchheim folgte acht weitere Siege, darunter das wirklich überlegen herausgespielte 2:0 gegen Nöttingen vor über 8.000 begeisterten Zuschauern im Carl-Benz-Stadion. Bis zum Saisonende sollte der SVW überhaupt kein Spiel mehr verlieren, sodass am Ende 17 Spiele ohne Niederlag zu Buche standen. Die bis dahin so souveränen Nöttinger zeigten jetzt immer häufiger Nerven, was sich nicht nur an ihren Ergebnissen, sondern auch an den nun verstärkt auftretenden verbalen Spitzen in Richtung Mannheim ablesen ließ. Der SVW wurde spätestens jetzt als Aufstiegskandidat ernst genommen. Ein echter Nackenschlag war dann jedoch der Nöttinger 5:4-Erfolg in Neckarelz am viertletzten Spieltag, als es den Nöttingern gelang, einen 0:3-Rückstand noch in einen Sieg zu verwandeln und mit einem Punkt Vorsprung an der Tabellenspitze zu bleiben. Nicht wenige im Umfeld der SVW waren nun der Meinung, dass Nöttingen psychologisch so gestärkt sei, dass sie die ausstehenden drei Partien noch für sich entscheiden würden. Umso größer war schließlich die Freude, als man am vorletzten Spieltag nach einem 1:0 gegen Reutlingen erstmals die Tabellenspitze erobern konnte, da Nöttingen überraschend mit 1:4 in Bahlingen verlor. Der Rest ist bekannt, heute gelang dem SVW nach einem 6:0-Erfolg gegen Illertissen die Rückkehr in die Regionalliga. Nebenbei stellte man mit über 18.000 Besuchern auch noch einen neuen Zuschauerrekord in der Geschichte der Oberliga auf. Wer hätte das vor einem Jahr für möglich gehalten...?
UFFSTIEG !!!!