Drittligaverbleib hängt von Brüssel ab
Von Sebastian Rieth
Hofft immer noch, in der Dritten Liga zu bleiben: Darmstadts Klubchef Rüdiger Fritsch. Foto: Jan Huebner
Die EU-Wettbewerbshüter nehmen eine Bürgschaft für Kickers Offenbach unter die Lupe. Davon hängt deren Existenz in der Dritten Liga ab. Nutznießer wäre SV Darmstadt 98.
Drucken per Mail
Entscheiden am Ende nicht Tore und Siege über die Zukunft eines Fußballvereins, sondern Brüsseler Beamte in den Hinterzimmern der EU-Zentrale? Ein Szenario, dem bislang öffentlich noch keine große Beachtung geschenkt wurde, könnte schon bald ernsthafte Konturen annehmen. Seit Oktober des vergangenen Jahres prüft die Kommission der Europäischen Union (EU) intensiv das Finanzgebaren der im Binnenmarkt tätigen Profifußballklubs. Besonders im Visier der Wettbewerbshüter: Finanzielle Unterstützungen der Vereine durch die öffentlichen Hand, die bei der EU nicht als sogenannte „Beihilfen“ zur Genehmigung eingereicht wurden. Vielerorts ist genau das aber gängige Praxis.
Im konkreten Fall könnten die Brüsseler Richtlinien zu einem ernsthaften Problem für den hoch verschuldeten Drittligisten Kickers Offenbach werden, sie könnten gar die von der Vereins- und Geschäftsführung seit Monaten vorangetriebene finanzielle Rettung verhindern und in die Abstiegsentscheidung der Dritten Liga eingreifen.
„Rechtsproblematik erkannt“
„Das wäre der Super-GAU – und er ist durchaus denkbar“, sagt Rechtsanwalt Roman Brauner von der Dortmunder Kanzlei BSU Legal. Der 50-jährige Jurist gilt in Fachkreisen als ausgewiesener Spezialist, wenn es um das Zusammenwirken zwischen dem EU-Wettbewerbsrecht und den üblichen Finanz- und Wirtschaftspraktiken europäischer Fußballklubs geht.
Der Grund für Brauners Bedenken ist die von den Kickers bei der hessischen Landesregierung beantragte Bürgschaft in Höhe von zwei Millionen Euro. Der Verein braucht diese Sicherheit im Rahmen seines Sanierungskonzepts dringend, um sie auf verschiedene Gläubiger zu verteilen. So soll damit beispielsweise die Stadt Offenbach bedient werden, um diese bei ihrer Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Montag zu einer Stundung der Stadionmiete zu bewegen. Brauners Hinweis: „Ohne Genehmigung durch die EU wäre die Bürgschaft illegal. Ein anderer Wettbewerber könnte das Land verklagen und verlangen, dass die Bürgschaft zurückgegeben wird.“
Benefiz-Kichern
Bodo Bach
Unter dem Motto „Kichern für die Kickers“ werden am 26. August in der Offenbacher Stadthalle namhafte Komiker wie Bodo Bach oder Martin Schneider ohne Gage auftreten. Der erhoffte Erlös von mindestens 250.000 Euro soll zur Konsolidierung der Offenbacher Kickers verwendet werden. Organisiert wird die Veranstaltung vom früheren Manager des FSV Frankfurt, Bernd Reisig. Außerdem ist ein Benefizturnier auf dem Bieberer Berg in Planung. (ser.)
Was sich zunächst nach einem sehr theoretischen Konstrukt anhört, wird mit dem Blick auf die Abschlusstabelle der Dritten Liga brisant. Sollte den Kickers die Rettung nicht gelingen und der Deutsche Fußball-Bund ihnen daraufhin die Lizenz für die neue Saison verweigern, würde der SV Darmstadt 98 trotz sportlichem Abstieg die Klasse halten. Bei den Lilien weiß man um diese Möglichkeit. Präsident Rüdiger Fritsch ist schließlich selbst Rechtsanwalt. „Wir haben die Rechtsproblematik erkannt und beschäftigen uns damit“, so Fritsch.
Der Ausgang eines möglichen juristischen Nachspiels wäre indes völlig offen. Da die EU nach einem Bericht des Manager Magazins erst kürzlich einige Fußballklubs in den Niederlanden und Spanien ins Visier genommen hat, gibt es keinen Präzedenzfall. Es müsste wohl zuerst der deutsche Markt analysiert und ein Prüfungsverfahren eingeleitet werden, ehe die Kommission und später der Europäische Gerichtshof eine Entscheidung fällen könnten. Monate, wenn nicht gar Jahre, würden ins Land gehen – die neue Saison wäre schon längst gestartet.
Im Fall der Offenbacher Kickers geht Rechtsanwalt Brauner davon aus, dass die Landesbürgschaft, sofern sie die Kickers denn erhalten, unter „nicht marktüblichen Konditionen“ gewährt werde. Wie die FR erfuhr, würde der OFC sehr wohl einen regulären Zinssatz zahlen, allerdings sei laut Brauner augenscheinlich kein privater Investor bereit, dem Verein die Bürgschaft zu gewähren. Deswegen seien die Umstände nicht an den Markt angepasst.
Finanzministerium entspannt
Beim hessischen Finanzministerium sieht man die Lage entspannt. Pressesprecher Stefan Löwer erzählt, dass man für „Umstrukturierungsbürgschaften für von der Insolvenz bedrohte kleine und mittelständische Unternehmen eine Pauschalgenehmigung von der EU“ habe. Ob das von der Kommission aber auch für öffentliche Beihilfen toleriert wird, die im Verdacht stehen, den Wettbewerb zu verzerren, bleibt fraglich. „Ich bin mir sicher“, betont OFC-Geschäftsführer David Fischer, „dass sich alle beteiligten Institutionen in einem rechtlich konformen Rahmen bewegen.“
Bei den seit Kurzem wieder auf soliden Beinen stehenden Darmstädtern fühlt man sich jedenfalls benachteiligt. Dort könnte man nicht verstehen, wenn die eigene Landesregierung dem noch bis vor wenigen Monaten schlecht wirtschaftenden Konkurrenten unter die Arme greift. „Wir haben die Hoffnung, dass alles nach Recht und Gesetz behandelt und entschieden wird“, sagt Fritsch. Man glaube an das Gute – und im Zweifelsfall wohl auch an die Bürokraten in Brüssel.
http://www.fr-online.de/region/kickers-offenbach---darmstadt-98-drittligaverbleib-haengt-von-bruessel-ab,1473444,22838852.htmlDie ganze Zeit fand ich es eigentlich schade das die Lilien abgestiegen sind. Zum einen für die Liga, zum anderen für die hier postenden User. Mittlerweile schwenkt das aber um in ein "hoffentlich kommt ihr nie wieder hoch" um. Sorry an die Leute die hier posten, ihr seid alle okay. Aber wie euer Präsi nun versucht uns kurz vor der Rettung ein Bein zu stellen ist niveaulos. Ich kann verstehen das es ihn ärgert, doch der Verein Kickers Offenbach sieht seine Fehler ein, da ist ein spätes Nachtreten fehl am Platz. Wichser.