Ich reaktiviere einmal dieses alte Thema. Irgendwie ist es zeitlos, man könnte in jedem Jahr ähnliche Beiträge schreiben.
Den gestrigen Nachmittag habe ich mal wieder für einen Besuch am Schloß Strünkede genutzt. Nach einem Nachmittag in Rödinghausen und im "Häcker-Wiehenstadion" brauchte ich ganz dringend ein Gegenmittel. Was könnte da passender sein als das absolute Kellerduell der Oberliga Westalen zwischen dem Tabellenletzten aus Herne und dem Vorletzten aus Gladbeck, dem SV Zweckel?
Bei allerbesten Bedingungen kamen 350 Zuschauer zu diesem Spiel, die Gäste immerhin mit einem kleinen Fanclub mit Zaunfahne und Schwenkern. Das Spiel war lange Zeit dem Tabellenstand der beiden Mannschaften entsprechend: Gepflegter Dilettantismus! Der Höhepunkt war für mich ein Herner Abwehrspieler, der einen freistehenden Gegenspieler im eigenen Strafraum den Ball direkt auf den Fuß spielte, der aber dann auch zu ungelenk war dieses unerwartete Geschenk anzunehmen.
Eine halbe Stunde lang gab es keinen Anlass auch nur einen Pfifferling auf Westfalia Herne zu setzen. Doch dann ein Freistoß nach einem völlig überflüssigen Foul. Der Ball ging zum langen Pfosten, da stand ein Herner komplett allein und köpfte unbedrängt zur Führung. Die Zweckeler verloren komplett jede Linie, fünf Minuten nach dem Rückstand guckten sie zu, wie ein Gegner von der Strafraumgrenze erneut auf den langen Pfosten flankt, da stand wieder ein Herner ganz allein und erzielte unbedrängt das 2:0.
Die zweite Halbzeit verging mit bedeutungslosem Geplänkel, bis dann Ahmet Inal eingewechselt wurde. Oh Wunder, ein Spieler, den man sogar kennen kann! Was vor allem an seiner Haar- und Barttracht und dem in der "Muckibude" gestählten Körper liegen mag. Besagter Inal arbeitete in der Schlußphase den Ball ins gegnerische Tor und entschied die Begegnung endgültig. Bis dahin war die Skepsis im Stadion allgegegwärtig, hatte die Westfalia doch eine Woche vorher in einem weiteren Derby in Sprockhövel eine Führung noch in der Nachspielzeit gedreht bekommen. Aber diesmal konnte man sich über den ersten Heimsieg der Saison freuen.
In der Winterpause haben die Herner den Kader fast komplett ausgetauscht, daher kannten selbst die Stammzuschauer ihre Spieler so gut wie gar nicht. Ob es hilft? Gegen einen derart schwachen Gegner hat es gereicht, doch jeder Konkurrent mit einem gewissen Können sollte gegen einen derart schwachen Gegner die Punkte holen!
Ansonsten ist und bleibt das Stadion am Schloß Strünkede einfach eines meiner absoluten Lieblingsstadien. Es verfällt gepflegt vor sich hin und erzählt von einer Zeit, als Stadt und Verein noch scheinbar glänzend da standen. An diesem Nachmittag hatte ich mehrere Optionen, doch am Ende entschied ich mich dann doch für diesen Ground und seinen Verein, mit dem ich so viele Erinnerungen verbinde.
Aber die Zukunft des höherklassigen Fußballs heisst zum Bespiel SV Rödinghausen, daran ändern die Ergebnisse des gestrigen Spieltags auch nichts daran. Vereine, die alles mit Geld zuscheissen und ein Plastikstadion zwischen Acker und Gewerbegebiet stellen. Immerhin kann ich mich noch glücklich schätzen, jenen Fußball, wie er von Vereinen wie SC Westfalia Herne verkörpert wird, noch erlebt zu haben!