Gut, ich habe natürlich nicht damit gerechnet, dass sich hier wirklich Befürworter eines abgeschlossenen Profi-Fußballs hier finden. Denn, wie gesagt, Auf- und Abstiege sind ein integraler Bestandteil des Ligafußballs europäischer Prägung. Und es wurde hier ja in anderen Themen schon oft genug betont, wie sehr man sich gegen eine Liga wie die DFL sträubt, die eben dem nordamerikanischen Muster folgt.
Damit ergibt sich aber eine Zwangsläufigkeit: Innerhalb der Ligen findet ein Austausch statt. Je nachdem ergeben sich damit Zusammenstellungen die zum Beispiel zu weiten Auswärtsfahrten oder eben Paarungen von Vereinen führen, welche weniger präsent sind. Wie etwa beim Aufsteigerduell am Wochenende zwischen Aalen und Sandhausen.
Hier muss auch keiner die genannten Vereine mögen, der nicht selbst ein Anhänger derselben ist. Aber genau diese Klagen über die Unattraktivität der Profiligen führen genau zu dem, was wir zunehmend erleben: Die Abschottung des höherklassigen Fußballs nach unten. Um eben das "Premiumprodukt" attraktiv zu halten wird eben darauf hingearbeitet, dieses abzusichern. Siehe etwa die Einführung der Relegationsspiele von der ersten bis zur dritten Liga. Genau damit ergeben sich Ligastrukturen wie etwa bei den Regionalligen, wo das neue Modell dazu geführt hat, dass der Aufstieg in die 3. Liga unglaublich erschwert wurde. Zum einen über das, auch hier kritisch bewertete, Modell der Relegationsrunden. Vor allem aber über Auflagen welche für kleinere Vereine nahezu unerfüllbar sind! Dagegen alternative Modelle durchzusetzen ist praktisch unmöglich, wenn dies in den Verbänden, bei den teilnehmenden Vereinen und in deren Umfeld gar nicht gewollt ist!
Nicht falsch verstehen, ich mache hier keinen persönlich verantwortlich für Entscheidungen, welche etwa zur aktuellen Ligenstruktur oder zum Verteilerschlüssel für Fernsehgelder verantwortlich sind. Aber diese Mißstände kommen nicht einfach so aus dem Nichts. Es gibt Gründe, warum der Ligafußball so aussieht wie er sich derzeit präsentiert. Und meines Erachtens sind diese auch darin begründet, dass es ein weites, billigendes Umfeld gibt, welche kleineren Vereinen den Zugang zu höheren Ligen erschwert bis unmöglich macht.
Ja, ich weiss, es ist schon lang genug. Aber es gibt noch eine persönliche Ebene:
Mit Rivalitäten innerhalb des Fußballs haben wir alle gelernt zu leben, vielfach sind sie eine echte Motivation. Aber wie geht man mit offener, fortgesetzter Verachtung um? Wenn einem immer wieder signalisiert wird, dass es weit unter der Würde der Anhänger höherklassiger Vereine sei, sich mit Dir als Fan eines kleineren Vereins überhaupt abzugeben?
Wenn der Jahn ein Mißverständnis war, wenn der Verein also gar nicht hätte aufsteigen dürfen, dann gilt dies für meinen eigenen Verein gleichermaßen. Die Herablassung und Verachtung, mit der man teilweise konfrontiert wurde, wenn man mit Anhängern etablierter Vereine in Kontakt kam, vergisst man nicht so schnell. Ebensowenig wie auch andere Gelegenheiten, bei denen man uns freundlich und offen begegnete . Wie etwa in Schweinfurt, Burghausen, Pfullendorf oder auch gerade bei Greuther Fürth.
Das betrifft jetzt weniger den Fußballstammtisch, obwohl ich noch heute sehr gern an unser Auftaktspiel in der 2. Liga in Karlsruhe denke, und die schöne Runde aus damals hier aktiven KSC-Fans mit uns in dem Tennisclubheim. So macht Fußball nämlich auch Spaß!
Daher empfinde ich eine Abkanzlung von Fans hier vertretener Vereine als "Mißverständnis" auch zumindest sehr unglücklich in der Wortwahl. Es muss sich deshalb keiner hier zurückziehen (ist dies eigentlich ein neuer Trend beim Fußballstammtisch geworden?), aber es lässt mir persönlich zu sehr ein Mindestmaß an gegenseitigem Respekt untereinander vermissen, von dem ich hier eigentlich ausgegangen bin.