Irgendwie schade, dass nicht auch mal ein einst bedeutender Verein wie die SpVgg Erkenschwick einen zahlungskräftigen Sponsor haben, der zumindest die RL ermöglicht.
Die Spielvereinigung hat nun einmal das gleiche Problem wie so viele andere kleinere Vereine im Ruhrgebiet auch: Die unmittelbare Nachbarschaft zu den Erstligisten, allen voran der BVB und Schalke. Ich habe es selbst schon beim Besuch von Spielen dortiger Vereine erlebt, dass sich ab dem Moment, wenn etwa die Übertragung eines Schalkespiels begann, ein Großteil der Fans in die Vereinsheime ging um dort Bundesliga zu sehen. Da machst du auch nichts dagegen, selbst viele Vereinsfunktionäre gehen mit einem Schal von Schalke oder dem BVB ins eigene Stadion!
Schon Vereine wie der VfL Bochum oder Rot-Weiß Oberhausen leiden darunter, dass man selbst in der eigenen Stadt teils die Nummer zwei ist. Für die Vereine widerum dahinter, wie etwa Adler Osterfeld oder selbst die SG Wattenscheid 09, bleibt da nur noch eine Nischenexistenz.
Dieses Phänomen betrifft auch das weitere Umfeld. Siehe die Entwicklung im Bergischen Land, wo es inzwischen nicht einmal mehr einen Viertligisten gibt! Oder das Umfeld des BVB; in Hagen, Lüdenscheid, Lünen, Hamm oder Unna gibt es keinerlei höherklassigen Fußball mehr!
oder Vereine, die in den 70er oder 80er Jahren im höherklassigen Amateurfußball eine Rolle gespielt haben (ASC Schöppingen, STV Horst-Emscher, 1.FC Bocholt, Westfalia Herne,...)...
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich habe durch den "Präzedenzfall" RB Leipzig ohnehin das Gefühl, dass sich das Gefüge im Fußball grade wandelt. Viele Vereine, die über Jahrzehnte hinweg oben mitgespielt haben (sprich höherklassigen Amateurfußball geboten haben) werden verdrängt werden von reichen Emporkömmlingen. Dies war früher in dem Ausmaße nicht so.
Hier erlaube ich mir einen Wiederspruch: Früher war es auch schon so! Was war denn der Zweitligist Westfalia Herne anderes als ein von einem Einzelmäzen hochgepushter Verein aus der zweiten oder dritten Reihe? Genau das, was man heute etwa einem SV Sandhausen in einem anderen Thread vorwirft. Nur das Erhard Goldbach ein Wirtschaftskrimineller allerhöchsten Außmaßes war, die Pleite des "Ölkönigs von Wanne" ist bis heute einer der größten deutschen Steuerskandale!
Der ASC Schöppingen? Was war denn beim ASC anders oder besser als etwa heute beim SC Verl? Vor allem eines, dass der SC ein kleiner, solide geführter Verein ist, der ohne einen Großmäzen auskommt. Dagegen war gerade der ASC das Musterbeispiel eines Mäzenclubs, ein Vorläufer von LR Ahlen! Dort hieß der Geldgeber Heinz Tummel, ein Metzgermeister aus dem Ort, der dort einen Großschlachthof führte. Als der sein Geld abzog, war in Schöppingen Ende im Gelände, vor drei Jahren ist er übrigens gestorben.
STV Horst Emscher war mal ein Name, das stimmt. Die "Emscherhusaren" gehörten einmal fest zum Inventar des Fußballs im Ruhrgebiet. Nur: Das war in einer Zeit, als zu Heimspielen von Schalke 04 oft höchstens 25000 Zuschauer kamen! Damals waren im Parkstadion bestenfalls die Spitzenspiele ausverkauft, guckt Euch den Schnitt von heute dagegen an. Horst ging ja schon in den Neunzigern pleite, wurde dank einer Satzungslücke noch künstlich am Leben erhalten (die Fußballabteilung wurde ausgegliedert, die Schulden blieben beim Gesamtverein, der ging pleite), später waren die Husaren dann selbst als Kreisligist noch mit mehreren hunderttausend Euro verschuldet, bis sie dann liquidiert wurden. Deren Problem war einfach die unmittelbare Nähe zur Arena, von dieser kann man nach Horst bequem laufen.
Zum 1. FC Bocholt kann ich nicht sehr viel schreiben, die spielten ja in der anderen Oberliga, daher hatten wir niemals eine Berührung. Immerhin sind sie aktuell wieder in die Oberliga Niederrhein aufgestiegen.
Ich muss gestehen, dass ich mich nicht anschließen kann oder will, wenn man Vereinen die Zugehörigkeit zum höherklassigen Fußball mit der Begründung verweigert, dort hätten sie früher auch nicht gespielt. Davon ausgehend, hätte mein Verein niemals auch nur eine einzige Saison in der Zweiten Liga spielen dürfen, einfach weil wir vorher auch nicht dort waren. Kommen Vereine aus kleineren Städten oder sind wenig populär, dann spricht man ihnen eine Existenzberechtigung im höherklassigen Fußball oft a priori ab. Siehe die Beispiele Sandhausen oder Paderborn. Dort passiert auch nichts anderes, als es bei etwa den genannten Vereinen in der Vergangenheit gelaufen ist.
Der aus meiner Sicht entscheidende Faktor: Wir waren jung, als wir jene Pannini-Alben beklebten, in denen die Logos des ASC Schöppingen, von VfR Oli Bürstadt oder des SC Herford standen. Wir nahmen sie als feste Größen jener Zeit wahr, in denen viele von uns als Fußballfans geprägt wurden. Und wenn ich mir das Durchschnittsalter hier im Forum anschaue, dann denke ich, es betraf etliche von uns. (Dabei nehme ich mich ausdrücklich nicht aus!)
Weiterhin wuchsen wir ohne Internet auf. Heute kann ich mir Informationen zu einem Verein mit wenigen Mausklicks beschaffen, damals hatten wir von Union Solingen oder dem MTV Ingolstadt im Grunde doch überhaupt keine Ahnung! Wir kannten keine Geschichten, wir wussten nicht, wer hinter den Vereinen stand, wenn sie nicht im medialen Fokus standen. Wir fanden Vereine gut, weil uns die Logos gefielen oder weil ein Spieler eine besonders abgefahrene Frisur hatte. Und ich glaube, ein Teil von uns wünscht sich in jene Zeit zurück, als wir mit ungebremster Begeisterung den Fußball entdeckten.