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AutorThema: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick  (Gelesen 661 mal)

Offline Imho

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Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« am: 08. Januar 2015, 11:37:47 »
Ich mach für den angekündigten Rückblick mal nen Extra-Thread auf, da ich den anderen Bereich nicht durcheinander bringen möchte (immerhin folgen da noch Playoffs und College-Finale). Hier nun also der erste Versuch eines Saisonrückblicks. Die Reihenfolge der Teams wird sich zunächst am Draft-Status orientieren, das heißt ich fange mit dem schlechtesten Team an. Ich weiß aber jetzt schon, dass das nicht so bleiben wird.

Vorneweg als Erklärung: y/a = yards/attempt, p/g – points/game, one score-games: bis 8 Punkte Differenz,  OT-Wins/Losses = Ergebnisse nach Verlängerung  (#...) = Ranking aller NFL-Teams. Die Power-Ranking-Platzierungen sind diejenigen des Sideline Reporter nach der Regular Season. Die Salary Cap Situation bedeutet, welchen finanziellen Spielraum die Teams (Stand heute) für Verstärkungen in der Offseason haben.

Über Rückfragen, Ergänzungen, Wünsche bin ich dankbar. Ich sehe mich zwar bei weitem nicht als Experte (und muss bei manchen Bewertungen, vor allem was Defense und O-Line angeht auch weiterhin oberflächlich bleiben, vor allem bei Teams, die ich selten hab spielen sehen), aber eine Diskussion oder Fragen wären natürlich fein.
« Letzte Änderung: 08. Januar 2015, 11:53:34 von Imho »
Kölle und der FCM - getrennt in den Farben, geeint im Wahnsinn...

Offline Imho

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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #1 am: 08. Januar 2015, 11:46:06 »
Teil 1: Tampa Bay Buccaneers

Bilanz ............ 2-14
Offense: .......... Pass: 6,8 y/a (#27), Rush: 3,9 y/a (#24), Score: 17,3 p/g (#29)
Defense: .......... Pass: 7,6 y/a (#27), Rush: 3,9 y/a (# 7), Score: 25,6 p/g (#25)
One-Score-Games: .. 10, Bilanz: 1-9, 2 OT-Losses
Turnover: ......... Diff. -8 (#26) Giveaways 33 (#31) Takeaways: 25 (#13 geteilt)
Power-Ranking: .... gesamt: #30; Offense: #31; Defense: #19
Salary-Cap: ....... 30.170.000 $ cap space


So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Ob der 35-jährige Quarterback Josh McCown [für einen Neuaufbau] der geeignete Mann ist, darf man bezweifeln. … [In Tampa] ist er Starter, sollte aber ebenfalls den jungen Mike Glennon einlernen und aus dem Schussfeld nehmen.

In Chicago profitierte McCown vom Receiver Duo Marshall/Jefferey. Also stellt ihm Tampa mit dem dreimaligen Pro Bowler Vincent Jackson und dem Rookie Mike Evans ein ähnliches Gespann an die Seite, welches schon von der Körpergröße (jeweils 1,96m) dem Bears-Gespann sehr nahe kommt. … Sogar 1,98m groß ist der ebenfalls frisch gedraftete Tight End Austin Seferian-Jenkins, der ebenfalls eine valide Waffe im Passspiel darstellen sollte. Im Laufspiel dürfen sich die Buccs dagegen wieder auf Doug Martin freuen, der große Teile der letzten Saison verletzt ausfiel. Defensiv steht der Superstar Gerald McCoy über einer sonst eher mittelmäßigen bis soliden Unit, in der allerdings einige Spieler in dieser Saison um ihre Verträge/ bzw. ihre Karriere spielen, was ja schon oft genug so manchen Spieler beflügelt hat. Wer es in dieser Saison nicht schafft, darf das zumindest nicht auf den Trainerstab schieben... Der neue Head Coach Lovie Smith gilt als absolutes Defensiv Genie, (…) Das sollte in diesem Jahr für die Playoffs zwar noch zu wenig sein - um Carolina in dieser Saison hinter sich zu lassen reicht das aber (leider) locker
.

So war es dann:
Ich habe vor der Saison den gleichen Fehler gemacht, der auch denjenigen ständig unterläuft, die wirklich Ahnung von diesem Sport haben: Tampa zu überschätzen. Die Buccaneers haben 2014 kein Team hinter sich gelassen. Mit einem Kader, der nie so tief stehen dürfte, wie es dann am Ende gekommen ist. Wobei man etwas differenzieren muss: Eine 1-9-Bilanz in engen Spielen ist absolut ungewöhnlich und schreit immer danach, dass man eigentlich 2-3 Siege mehr haben müsste. Was allerdings immer noch weniger ist, als viele den Buccs zugetraut haben.

Das Problem ist vor allem die Offensive. 17,3 Punkte im Schnitt sind richtig mies, wenn man bedenkt, dass diese Statistik auch noch durch Punkte in der Garbage Time hochgetrieben wird, liest sich das noch schlechter. Auch das Power Ranking des Sideline Reporter (welches eine Effizienz pro Versuch berechnet und nicht rein nach Punkten oder yards geht) setzt die Buccs-Offense auf den vorletzten Platz. Was ist da los? Das Hauptproblem liegt in Tampa auf der wichtigsten Position: Quarterback. Josh McCown spielte zu Saisonbeginn wie eben der Spieler, der jahrelang als Backup durch die Liga tingeln musste und nicht wie in seinem letzten Jahr in Chicago. Er wurde dann bereits nach zwei Spielen auf die Bank gesetzt. Mike Glennon durfte übernehmen – und machte es auch nicht viel besser. Nach sechs Spielen durfte McCown dann wieder ran. Die Bilanz beider zusammen:  Die zweitmeisten Interceptions der Liga. So gewinnt man natürlich keine Spiele.

Dass angesichts dieser Probleme auf Quarterback 2 Receiver eine 1.000-yards-Saison geschafft haben verwundert da schon etwas, zeigt aber auch gleichzeitig, dass es nicht wirklich an den Passfängern lag. Rookie Mike Evans war mit 1.052 yards und 12 (!!!) TDs herrausragend und bekam als Belohnung eine Nominierung für die Wahl zum „Offensive Rookie of the year). Vincent Jackson schaffte im gesetzteren Receiver-Alter von 31 Jahren ebenfalls 1.002 yards (+ 2TDs). Die Waffen wären also da. Wer nicht da war, war Running Back Doug Martin. Wie schon 2013 fehlte er die halbe Saison verletzt und konnte somit seinen „Chefs“ wenig entlastendes Laufspiel bieten.

Somit konnte eine durchschnittliche Defense mit dem Superstar Gerald McCoy (der aber auch 3 Spiele fehlte) auch nicht viel retten. Die Talente Adrian Clayborn (nur ein Spiel, dann verletzt) und DaQuan Bowers (immerhin 11 mal gespielt) brachten weiterhin kaum Impact bzw. wurden wie Safety Marc Barron während der Saison weggetradet. Und wenn dann die eigene Offense dem Gegner viel Zeit und Raum ermöglicht, bekommt man eben Probleme. Dafür liest sich die defensive Bilanz garnicht so übel.

Was muss getan werden:
Wenn ich jetzt ewig lang von Offensiv-Problemen schreibe, ist die Schlussfolgerung eigentlich logisch. Man hat Cap Space und man hat den #1 Overall-Draftpick. Man hat also Handlungsspielraum. Von den beiden enttäuschenden Quarterbacks sollte Josh McCown seinen Hut nehmen. Erstens ist er mit Mitte 30 im Herbst seiner Karriere, zweitens macht er so auf einen Schlag 5,2 Mio $ Cap Space frei. Der Nachfolger auf dieser Position sollte am College zu finden sein. Marcus Mariota oder Jameis Winston stehen als vielversprechende Prospects bereit. Wenn man dann einen Teil des Cap Spaces in die O-Line und Defense steckt und in einer auf dieser Position scheinbar sehr gut und tief besetzten Draft-Klasse noch ein, zwei junge Running Backs findet, die den verletzungsanfälligen Doug Martin unterstützen bzw. schlimmstenfalls ersetzen, kann man aus dieser Horror-Saison noch das beste herausziehen. Aus meiner Laien-Sicht könnte auch O-Liner Logan Mankins ein Opfer der Cuts oder ein Trade-Objekt werden. Für den tradete man während der Saison mit New England, soll aber nur bedingt zufrieden gewesen sein. Mankins zählt 7 Mio. $ gegen die Cap und würde keine Dead Money kosten.

Wie gesagt: Das Grundgerüst ist bei weitem nicht so katastrophal, wie es die Saisonbilanz anzeigt. In Tampa kann sehr schnell sehr viel gutes passieren und in einer momentan eher schwach besetzten NFC South kommt man auch mit einer negativen Bilanz in die Playoffs. Nur war diese Prognose in den letzten beiden Jahren ähnlich… Was folgte, ist bekannt…
« Letzte Änderung: 08. Januar 2015, 12:09:27 von Imho »
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Offline Beorn

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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #2 am: 08. Januar 2015, 11:58:56 »
Das ist schon einmal eine sehr anschaulicher und gut lesbarer Einstieg in den Saisonrückblick. Dieser macht Lust auf mehr!  [daumihoch]
"Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe." (Keilschrifttext aus Babylon, um 2000 v. Chr.)

Offline Imho

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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #3 am: 08. Januar 2015, 13:27:03 »
Teil 2: Tennessee Titans

Bilanz ............ 2-14
Offense: .......... Pass: 7,3 y/a (#14), Rush: 4,1 y/a (#24), Score: 15,9 p/g (#30)
Defense: .......... Pass: 7,3 y/a (#18), Rush: 4,3 y/a (#19), Score: 27,4 p/g (#29)
One-Score-Games: .. 6, Bilanz: 1-5
Turnover: ......... Diff. -10 (#27) Giveaways 26 (#21 geteilt) Takeaways: 29 (#29)
Power-Ranking: .... gesamt: #26; Offense: #29; Defense: #18
Salary-Cap: ....... 42.785.000 cap space


So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Tennessee Titans ein Team, welches irgendwie immer wie das Mauerblümchen daher kommt. (…)  Wenn man sich die Titans jetzt aber anschaut, findet man möglicherweise etwas Potential - so richtig sexy ist das aber noch nicht. Offensiv steht Quarterback Jake Locker in seinem vierten Jahr nach mittelmäßigen Leistungen und einigen Verletzungen vor einer Hopp-oder-Top-Saison. Mit Rookie Zach Mettenberger steht ein Ersatzmann bereit, von dem ich zwar aus dem College kommend nicht sehr viel hielt, der aber in der Vorbereitung richtig gut aussah.  [blin] Die ordentliche Offensive Line wurde mit Free Agent Michael Oher (The Blind Side) und dem Rookie-Talent Tayler Lewan verstärkt. Mit Running Back Bishop Sankey wurde ein junger Mann gedraftet, der einiges Talent mitbringt. Als Passfänger kenn ich dann allerdings nur noch den Drittjahresprofi Kendall Wright, der nach ner guten Rookie Saison und einer +1000-Saison 2013 kommt. Noch weniger sind mir allerdings die Defensivspieler der Titans ein Begriff. Und auch die Experten sehen Tennessees  Verteidigung als absolute Schwachstelle. Deshalb wäre es evtl. garnicht so überraschend, wenn sich eines der größten Bodensatz-Teams der letzten Jahre [Jacksonville] in dieser Saison vor Tennessee platzieren würde.

So war es dann:
Wieder mal die undankbare Aufgabe, irgendetwas über Tennessee heraus zu finden. Die Titans wurden regelmäßig abgeschossen. Die Titans kassierten die drittmeisten Punkte in der NFL und haben die zweitschlechteste Punkte-Gegenpunkte-Differenz (-184). Die Defensive war trotz dieser Zahlen sogar noch der bessere Mannschaftsteil, zumindest wird der Front Seven um Jurrel Casey eine ganz anständige Leistung bescheinigt. Aber offensiv… Herrje…

Das Ganze geht auch hier mit den Quarterbacks los. Wenn Jake Locker gespielt hat, soll er ganz solide ausgesehen haben. Da Locker aber auch im vierten Jahr bei Tennessee wieder lange verletzt ausfiel, haben die Titans immer noch das Problem, seine Leistungsstärke nicht richtig einschätzen zu können. Das Einzige, was man eben weiß: Er ist verletzungsanfällig. 3 Starts zu Saisonbeginn, dann Blessuren, dann wieder auf Feld, dann wochenlang richtig verletzt. Um so einen Mann kann man keine Franchise bauen. Das geht auch mit seinem Ersatz, dem Clipboard-Jesus Charlie Whitehurst nicht. Whitehurst kam zunächst für 4 Spiele als Starter zum Einsatz, wurde dann für Rookie Zach Mettenberger gebenched um dann zum Saisonende wieder zu übernehmen. Und wenn man den Beobachtern glaubt (denn oft habe ich die Titans in dieser Saison nicht spielen sehen) soll Mettenberger sogar am besten ausgesehen haben.

Im Supporting Cast fehlen den Titans halt Spieler, die eine Offense auch mal mitreißen. Rookie Running Back Bishop Sankey spielte solide, bekam allerdings auch weniger als 10x pro Spiel den Ball. Kein Wunder, wenn man immer früh zurückliegt. Die Receiver haben alle mittelmäßige Stats. Keiner ragt heraus, keinen kann man als „go-to-guy“ bezeichnen. Nicht gut ausgesehen hat ebenfalls die vorher als gut eingeschätzte O-Line. Rookie Tayler Lewan wurde am Anfang noch verbraten, verbesserte sich aber über den Saisonverlauf. Veteran Michael Oher dagegen soll eher ein Fremdkörper gewesen sein. Das führte dann zu insgesamt 50 zugelassenen QB-Sacks – der fünftschlechteste Wert der Liga.

Chaos auf Quarterback, mittelmäßige Receiver, wenig Running Game, dass zudem noch von einem Rookie getragen wird und eine löchrige O-Line. Das ist das Rezept für eine miese Offense.

Was muss getan werden:
Immerhin… Das Team spielte nicht nur zweitklassig, es wurde auch nicht besser bezahlt. So haben die Titans viel Spielraum, in der Free Agency vielleicht den einen oder anderen Spieler mit etwas Geld nach Nashville zu locken. In Arizona könnte evtl. Receiver Larry Fitzgerald vor dem Aus stehen, der auch in etwas höherem alter immer noch besser ist, als alles, was die Titans auf der Position haben. Als Team mit dem #2-Draftpick hätte man dann ebenfalls noch die Chance auf einen der schon angesprochenen Top-Quarterback-Prospects. Die Position muss definitiv angegangen werden. Danach müssen die Titans dann im Draft immer „best player available“ gehen. Denn Bedarf ist in allen Mannschaftsteilen. Vielleicht holt man sich in der Free Agency auch einen QB-Veteranen und tradet danach seinen #2-Draftpick für zusätzliche Picks. Tennessee braucht alles, was es kriegen kann.
« Letzte Änderung: 08. Januar 2015, 15:23:01 von Imho »
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Offline Imho

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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #4 am: 08. Januar 2015, 14:41:18 »
Teil 3: Jacksonville Jaguars 

Bilanz ............ 3-13
Offense: .......... Pass: 6,2 y/a (#31), Rush: 4,5 y/a (# 6), Score: 15,6 p/g (#32)
Defense: .......... Pass: 7,7 y/a (#26), Rush: 4,1 y/a (#12), Score: 25,8 p/g (#26)
One-Score-Games: .. 6, Bilanz: 2-4
Turnover: ......... Diff. -6 (#25) Giveaways 26 (#21 geteilt) Takeaways: 20 (#24)
Power-Ranking: .... gesamt: #31; Offense: #32; Defense: #20
Salary-Cap: ....... 61.460.000 cap space


So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Letztes Jahr hätte mich eine 0-16 Saison der Jacksonville Jaguars nicht wirklich überrascht. (…) 2014 liest sich der sich immer noch im Umbau befindende Kader schon etwas besser. Das beginnt mit dem 2014er #3 Draftpicke, Quarterback Blake Bortles, (…), gilt es aber als sehr wahrscheinlich, dass Bortles irgendwann im Saisonverlauf übernehmen wird. Zur Unterstützung stehen den Werfern neben dem verlässlichen Cecil Shorts zwei 2014er Zweitrunden-Draftpicks mit Marquise Lee und Allen Robinson zur Verfügung. (…) Ace Sanders  und der Drogen-Knalltüte Justin Blackmonn noch suspendiert (…) Passfänger-Unit richtig viel Potential hätte. (…) leicht verbesserte (wenn auch nicht richtig guten) Offensive Line und einem recht ordentlichen Laufspiel  mit Toby Gerhard und (…) Denard Robinson+ Rookie Storm Johnson. Die Frage nach der Defensive kann allerdings noch nicht beantwortet werden. (…) auch hier gilt: verbessert muss noch nicht gut sein. "Verbessert" könnte in dieser Saison aber zu einigen Siegen mehr reichen. Jacksonville befindet sich noch immer im Umbruch. Potential ist aber da!

Und so kam es:
Jacksonville hat durchaus Potential, der Umbruch dauert aber noch mindestens eine Saison. Die Mannschaft ist blutjung, viele Rookies bekommen richtig viel Spielzeit und das sieht man eben auch auf dem Platz. Das geht dann mit Quarterback Blake Bortles los. Wie erwartet kam er bereits nach drei Saisonspielen rein, was wohl ein bisschen zu früh war. Seine Statistik liest sich allerdings schlechter als die Leistung, die man optisch beobachten konnte. Natürlich waren da viele Rookie-Fehler, dass Bortles ein extrem ungeschliffener Diamant ist und eher ein mittelfristiges Projekt darstellt- das wusste man. 17 Interceptions sind für nen Rookie nicht außergewöhnlich viel, was Effizienz-Statistiken angeht, sind die Jags im Passspiel natürlich unterirdisch. Aber wie gesagt: der Eye-Test sieht das garnicht so übel. Wenn ich mich erinnere, wie arge Probleme die Jags meinen Dolphins in London bereitet haben… Dieses Spiel hat Jacksonville durch eigene Fehler (Strafen, Turnover, etc.) mehr hergeschenkt, als dass Miami es gewann. Und gerade gegen das Passspiel fand eine (zu diesem Zeitpunkt) der besseren Defensiven der Liga damals gegen die Jaguars kaum ein Mittel.

Dass die Effizienz-Stats und allgemeinen Zahlen dann trotzdem so übel aussehen liegt auch mit daran, dass die O-Line ein absoluter Torso war. 71 (!!!) Quarterback-Sacks ließ man zu, war in dieser Statistik damit natürlich Letzter in der NFL und hat dabei in dieser Kategorie einen gigantischen „Vorsprung“ von 13 Sacks zum nächstschlechteren Team.  Ein junger Quarterback macht natürlich eher Fehler, wenn er ständig Angst davor hat, bei jedem Passspielzug in den Boden gerammt zu werden. Einzig der #2 Draftpick aus dem Jahr 2013 – Luke Joeckel – scheint sich dort nach anfänglichen Problemen zu einem „Building Block“ entwickelt zu haben.

Mehr dieser Building Blocks finden sich dagegenim Receiver-Korps. Wie schon in der Vorschau erwähnt, ist da richtig viel Potential vorhanden und dieses wurde auch ganz gut genutzt. Mit Allen Robinson ist sogar jemand dabei, dem viele eine Entwickklung zum Nr.1-Receiver des Teams zutrauen.  Cecil Shorts spielte verlässlich und dann gibt es ja noch Allen Hurns – einen ungedrafteten Rookie, der vor allem zu Saisonbeginn richtig gut Yards machte.  Der hoch eingeschätzte Marquise Lee  hatte ein paar Verletzungsprobleme und muss sich dagegen noch entwickeln. Gegen Ende der Saison war auch Ace Sanders wieder da. Ob allerdings der ehemalige Hoffnungsträger Justin Blackmon jemals wieder in der NFL zu sehen sein wird – das steht in den Sternen.

Positiv war auch die Entwicklung des Laufspiels, was vor allem an Denard Robinson liegt. Der Mann ist ein absoluter Athlet, pfeilschnell und auch als Passfänger eine valide Waffe. Wenig dagegen war von Veteran Toby Gerhardt zu sehen. Dagegen konnte QB Blake Bortles ebenfalls das eine oder andere Mal losrennen.

Die Defense ist sowohl nach totalen Zahlen als auch nach Effizienzstats eine unauffällige, eher mittelmäßige Einheit. Wenn die Offense natürlich ständig Turnover und Sacks abgibt, bietet man dem Gegner natürlich eine Einladung zum Punkten. Das treibt die Gegenpunkte-Bilanz natürlich in den Keller. Nicht hilfreich war zudem die Verletzung von Paul Posluczny.

Was muss passieren?
Wie schon erwähnt: Die Haupt-Baustelle ist die Offensive Line. Man hat in den letzten Jahren schon einen Erstrunden-Draftpick auf der Quarterback-Position (Blaine Gabbert) verbraten, weil man ihm keinen Schutz bieten konnte. Man sollte aufpassen, dass mit Blake Bortles das nicht auch passiert. Wenn der Junge etwas mehr Zeit zum werfen und Lesen von Defenses bekommt, kann er sich entwickeln.  Ansonsten ist er in zwei Jahren verbrannt. Zur Verstärkung stehen den Jaguars Stand heute 60 (!!!) Mio $ an Cap Space zur Verfügung, das ist Platz für fast ein halbes Football-Team oder eben für einige Top-Leute. Dazu der #3-Draftpick, aus dem ich evtl. per Trade auch noch etwas Potential heraushandeln würde (oder das versuchen würde). Mit so viel Geld und hohen Picks kann man diese Baustelle gut angehen. Und hat danach sogar noch Spielraum, um in die Defense zu investieren. Diese Offseason dürfte für di Jags sehr interessant werden.
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Offline Imho

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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #5 am: 08. Januar 2015, 15:53:11 »
Teil 4: Oakland Raiders

Bilanz ............ 3-13
Offense: .......... Pass: 5,5 y/a (#32), Rush: 3,7 y/a (#27), Score: 15,8 p/g (#31)
Defense: .......... Pass: 7,4 y/a (#16), Rush: 4,0 y/a (# 8), Score: 28,3 p/g (#32)
One-Score-Games: .. 7, Bilanz: 2-5
Turnover: ......... Diff. -15 (#32) Giveaways 29 (#26 geteilt) Takeaways: 14 (#30)
Power-Ranking: .... gesamt: #32; Offense: #30; Defense: #28
Salary-Cap: ....... 59.285.000 cap space


So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Dann kam die Offseason und Aokland fiel wieder zurück in alte Chaos Tage. Obwohl man viel Gehalts-Spielraum hatte (…), verlor man einige seiner besten Spieler... , am Ende musste Oakland teures Geld in eher umstrittene Altstars wie Justin Tuck oder Charles Woodson stecken um nicht zu billig für die NFL zu sein. Auf Quarterback erneuerte man sich komplett, holte den letzte Saison in Houston böse eingebrochenen Matt Schaub als Starter. Es gilt aber als sicher, dass Schaub nur so lange starten soll, bis sich der 2014er Zweitrundenpick Derek Carr an die NFL gewöhnt hat. (…) Receiver, mit denen er arbeiten könnte, seh ich nicht wirklich. Immerhin gibt es mit dem - auch nicht mehr taufrischen - Running Back Duo Darren McFadden und dem aus Jacksonville geholten Maurice Jones-Drew einen ordentlichen one-two-punch im Laufspiel.  Dieses wird hinter einer Offensive Line stattfinden, die nicht ganz so mies sein soll. Und der diesjährige Draft gilt mit den Jungs aus den ersten 3 Runden - Passrusher Khalil Mack, Quarterback Derek Carr, O-Liner Gabe Jackson - als sehr gelungen und auch mit den Picks der hinteren Runden als interessant.

Und so kam es
Von den Zahlen her eine furchtbare Saison.Die zweitwenigsten Punkte erzielt, die meisten kassiert. Die schlechteste Passoffense der Liga, die höchste Punktedifferenz (-199). Das muss doch einfach schlecht sein. Aber so schlimm, wie sich die Zahlen lesen und wie man es vor der Saison befürchtet hatte, war es gar nicht.

Quarterback Derek Carr wurde sofort ins kalte Wasser geschmissen und schwamm schon recht ordentlich. 3.200 yards, 22 TD-Pässe, nur 12 Interceptions sind für einen Zweitrundenrookie ganz gut. Noch besser werden die Zahlen, wenn man bedenkt, zu wem er da werfen soll. Oder hat schon jemand die Namen der besten Receiver - Andre Homes und James Jones - gehört? Mir geht es nicht so. Geholfen hat Carr eine Offensive Line, die mit 28 Sacks die sechst-wenigsten der Liga zugelassen hat. Das passte also. Das Laufspiel wurde von Darren McFadden getragen, der nicht ganz so oft verletzt war wie sonst. Unterstützung kam von Latavius Murray, fast die komplette Saison ausgefallen ist hingegen Neuzugang Maurice Jones-Drew.

Die Defense spielte trotz der meisten kassierten Punkte wohl recht ordentlich. Vor allem Khalil Macks Stern soll in Oakland aufgegangen sein, er gilt als heißester Anwärter auf den „Defensive Rookie oft he Year“-Preis. Auch die Secondary um Charles Woodsen soll – trotz ihres hohen Alters – keine schlechte Saison gespielt haben.

Gerade zu Saisonende war man sich überall einig, dass Oakland sich verbessert habe. Nimmt man zusätzlich mit in die Erwägung, dass Oakland den schwersten Schedule der Liga gespielt hat, kann man die Saison schon als Erfolg ansehen. Vor allem, weil nach zehn Auftaktniederlagen eine sieglose Saison drohte.

Was muss passieren
Zunächst gilt es erst einmal die Trainerfrage zu klären. Nach dem komplett verpatzten Saisonstart wurde Dennis Allen bereits gefeuert und Tony Sparano übernahm. Danach waren eben auch die Verbesserungen zu erkennen, allerdings ist Sparano in den letzten Jahren auch schon als Headcoach in Miami und Offensive Coordinator bei den Jets tätig gewesen – mit mäßigem Erfolg. Daher gilt er nicht als Wunschkandidat der Raiders. Und General-Manager Reggie McKinzey gilt seit der letzten Offseason ebenfalls als angezählt.
Wer auch immer den Umbruch der Raiders weiterführen sollte, muss das vorhandene Geld und die Draftpicks vor allem in Unterstützung für den jungen Quarterback stecken. O-Line ist nie verkehrt – aber Carr braucht vor allem Receiver.  Daneben muss auch die Defensive verjüngt werden. Letztes Jahr draftete man das erste Mal seit Ewigkeiten richtig gut.  Daran gilt es anzuknüpfen.
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Offline Imho

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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #6 am: 08. Januar 2015, 16:42:06 »
Teil 5: Rasenballsport Washington 

Bilanz ............ 4-12
Offense: .......... Pass: 8,2 y/a (# 4), Rush: 4,2 y/a (#14), Score: 18,8 p/g (#26)
Defense: .......... Pass: 8,2 y/a (#31), Rush: 4,1 y/a (#13), Score: 27,4 p/g (#29)
One-Score-Games: .. 6, Bilanz: 3-3
Turnover: ......... Diff. -12 (#29) Giveaways 31 (#29 geteilt) Takeaways: 19 (#25)
Power-Ranking: .... gesamt: #25; Offense: #13; Defense: #30
Salary-Cap: ....... 15.158.000 cap space


So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Verdammt mies sahen 2013 die Washingtoner Footballer aus, die vom Divisionssieger zum zweitschlechtesten NFL-Team mutierten. Das sollte sich in diesem Jahr wieder ausgleichen. Allein dass die Quarterback-Hoffnung Robert Griffin III (RGIII) wieder komplett fit ist, sollte die Qualität steigern, neben  dem schon verlässlichen Receiver Pierre Garcon hat Washington auch noch die Diva DeSean Jackson aus Phillie geholt. Das Laufspiel um den noch jungen Alfred Morris galt letzte Saison schon als mindestens überdurchschnittlich, muss diese Saison aber hinter einer dezimierten Offenssive Line laufen.  Die Frage bleibt bestehen, ob die in allen Mannschaftsteilen unterirdische Defense sich verbessern kann, wobei auch hier gilt, dass viel Raum noch schlechter zu werden eigentlich nicht da ist. Unterm Strich reicht das wohl immer noch nicht, um Playoff-Kandidat zu sein. Aber eine so grandios verkackte Saison wie 2013 sollte es auch nicht geben.

Und so kam es
Die Saison wurde erneut grandios verkackt. Mit dem Unterschied, dass ein Sieg mehr gelang aber neben dem Feld noch mehr Chaos herrschte. Auf die ganze Namensdiskussion will ich gar nicht mehr eingehen. Aber wenn ich an das Quarterback-Chaos denke. Hilfe…

Es ging damit los, dass einige ehemalige öffentlich verkündeten, dass Backup Kirk Cousins die viel bessere Wahl als Robert Griffin III (RGIII) wäre. Dann verletzt sich dieser Griffin mal wieder, Cousins darf übernehmen und feiert Interceptions-Orgien, sodass der Trainerstab sogar dem dritten Mann Colt McCoy eine Chance gibt. Der holt immerhin den Wohlfühl-Sieg der Saison – beim damals dominierenden Team aus Dallas – dazu noch in seinem Heimatstaat, zeigt im weiteren Saisonverlauf dann aber, dass er als Backup verlässlich ist, ein Football Team aber nicht über eine Saison führen sollte. Jetzt ist RGIII wieder fit, übernimmt und spielt grandios schlecht. Dazu kommt es zum Streit mit Coach Jay Gruden, alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Cousins wieder spielt und RG III nach der Saison entlassen oder getradet wird. Doch Cousins verletzt sich auch, beendet sie Saison als Starter und spielt dabei garnicht so schlecht. Da Washingtons Besitzer Daniel Snyder sehr gut mit RGIII kann (was beim Team natürlich auch skeptisch gesehen wird), munkelt man nun, dass Coach Gruden nach nur einer Saison auf der Abschussliste steht. Was für ein Chaos.

Dabei hat Gruden Washington offensiv garnicht so schlecht aufgestellt, Immerhin hatte er keinen First-Round-Draftpick zur Verfügung und einen Kader übernommen, der finanziell in den Vorjahren noch Restriktionen unterworfen war.  Dafür sehen die Zahlen nicht wie die eines 4-12-Teams aus. Die viertmeisten Passyards, die 14.meisten Rushyards. Die Receiver Jackson und Garcon waren gut, Running BackAlfred Morris erlief wieder über 1.000 yards. Aber was nutzt das, wenn man ständig den Ball verliert (die viertmeisten Interceptions) und deine O-Line mit 58 die zweitmeisten Sacks der Liga abgibt. Über die Defense reden wir da noch nicht mal. Die war nämlich schlechter als befürchtet, obwohl das ja fast nicht mehr ging. Et voila… Die nächste Saison in der Mülltonne.

Was muss passieren
Zunächst mal müssen sich Trainer und Quarterback-Diva zusammen raufen. Wenn Washington Gruden nach nur einem Jahr entlässt, dürfte die Coach Suche für die Hauptstädter nicht leicht werden. Dazu hat man so viel in Griffin investiert, dass ein Trade nicht wirklich Gegenwert bringt. RGIII ist aber talentiert genug, um bei einem anderen Team zu glänzen.
Danach muss die Defense endlich umgebaut werden und das schließt wohl auch den Defensive Coordinator ein. Man hat zum ersten Mal seit Jahren wieder etwas Cap Space, man hat das erste Mal seit Jahren wieder einen Erstrunden-Draftpick. Wenn defensive Stellschrauben gestellt werden (vielleicht kann man mal nach Carolina schauen, wie die das gepackt haben), könnte man sich die O-Line nochmal anschauen. Und dann muss man endlich einen Weg finden, die Diskussion um den Teamnamen aus den Medien zu bekommen. Egal, ob man sich umbenennt oder nicht – der Umgang der Chefetage mit den Anschuldigungen ist einfach nur dilettantisch.
« Letzte Änderung: 28. April 2015, 12:43:19 von Imho »
Kölle und der FCM - getrennt in den Farben, geeint im Wahnsinn...

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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #7 am: 16. Januar 2015, 11:07:17 »
Teil 6: New York Jets 

Bilanz ............ 4-12
Offense: .......... Pass: 6,4 y/a (#30), Rush: 4,5 y/a (# 8), Score: 17,7 p/g (#28)
Defense: .......... Pass: 7,5 y/a (#21), Rush: 3,8 y/a (# 6), Score: 25,1 p/g (#24)
One-Score-Games: .. 9, Bilanz: 3-6 (ein OT-Loss)
Turnover: ......... Diff. -11 (#29) Giveaways 21 (#20) Takeaways: 13 (#31 geteilt)
Power-Ranking: .... gesamt: #24; Offense: #26; Defense: #23
Salary-Cap: ....... 49.160.000 cap space


So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Hauptgrund für die gute Saison [2013] war die starke Defensive. (…)  Die Fragezeichen stehen auf der offensiven Seite des Balles. Dort streiten mit Geno Smith ein noch rohes Entwicklungsprojekt und mit Michael Vick ein verletzungsanfälliger Altstar-Neuzugang um den Quarterback-Posten. Geniale Passer sind beide nicht. Als Receiver holte man aus Denver Eric Decker, der aber auch erst mal zeigen muss, wie gut er ist, wenn er die Bälle nicht von Peyton Manning zugeworfen bekommt und als Nr.1 Receiver jede Woche vom Nr.1 Cornerback des Gegners gedeckt wird. Viel verspricht man sich auch von Rookie-Tight End Jace Amaro, der aber die Umgewöhnung auf NFL-Niveau erst noch schaffen muss.

Wie gesagt: Grundsätzlich sieht die Jets Lage viel besser aus, als der (vor der Saison) katastrophale Scherbenhaufen 2013. Aber die 8-8 Bilanz letzte Saison war so grandios und teilweise auch glücklich, dass da eigentlich eine Verbesserung gar nicht drin sein kann.

Und so kam es
Die prognostizierte Regression zur Mitte schlug voll zu. Die Jets scheinen ein besseres Team zu sein, als ihr Record aussagt. Aber in diesem Jahr wurden halt von 9 engen Spielen 6 verloren. Deshalb stehen unter dem Strich eben nur 4 Siege. Und deshalb ist Rex Ryan jetzt nicht mehr Headcoach und auch General Manager John Idzik durfte gleich mit seine Koffer packen.

Wenn man sich die Zahlen so anschaut und nochmal durchliest, was man vor der Saison so verzapft hat, kann man feststellen, dass keine Prognose wohl so gut eingetroffen ist, wie die für die Jets. Die Defensive war  wieder ordentlich (das kann Rex Ryan wirklich), gegen den Lauf sogar sehr gut. Die Offensive litt hingegen vor allem unter einem völlig unterdurchschnittlichen Passpiel. Obwohl  während der Saison mit Percy Harvin noch eine weitere Waffe von Meister Seattle geholt wurde, konnte man mit diesen Quarterbacks nichts rausholen. Das Laufspiel war solide, auch ohne die großen Star-Runningbacks.

Defensiv konnte man vor allem gegen den Lauf dicht machen, was natürlich vor allem an einer Monster D-Line um Sheldon Richardson und Muhammad Wilkerson liegt. Da schlüpfte kaum mal ein Runner durch. Der Passrush steht mit 46 Sacks ebenfalls in der Spitzengruppe der NFL. Andererseits muss man in der Secondary sicher noch einiges tun. Da wurden die Spiele verloren. Und eben in der Offense, die ihren Deffensiv-Kollegen recht oft ein kurzes Feld übergeben musste und nicht wirklich für viele Erholungspausen an der Seitenlinie sorgt.

Was muss passieren
Positiv: Die Ära, in der man am Ende der Saison massiv Leistungsträger entlassen musste, um unter die Salary Cap zu kommen, ist  vorbei. Ryan und Idzik hinterlassen bei den Jets zumindest auf diesem Feld keine verbrannte Erde. Mit knapp 50 Mio $ hat man den vierthöchsten Spielraum aller NFL-Teams. Und kann somit sofort die Baustellen angehen. Und zwar in dieser Reihenfolge: Quarterback, Secondary, Receiver, Offensive Line, Running Back. Quarterback ist sicherlich die kniffligste Baustelle, weil man trotz aller finanziellen Ressourcen eben einen Franchise-QB mal nicht eben von der Straße holt. Man wird sicher versuchen, einen Backup der Marke Ryan Fitzpatrick, Matt Moore oder Chad Henne zu bekommen. Alle wären eine Verbesserung, verglichen mit Geno Smith. Die Jets haben den 6.Draftpick. Vielleicht fällt ja auch einer der beiden Collegehoffnungen auf dieser Position bis an diese Position bzw. könnte man es schaffen hochzutraden, wobei ich in einem Umbruch-Team wie den Jets keine Picks abgeben würde. Michael Vick wird in diesem Team sicher keine Zukunft haben. Ob Percy Harvin diese hat, muss man abwarten. Man würde durch eine Entlassung nicht nur 10 Mio $ an Gehalt sparen, sondern auch einen Viertrundenpick behalten (Seattle bekam beim Trade für Harvin mit den Jets als Ausgleich einen Sechstrundenpick. Wenn Harvin nächstes Jahr noch im Jets-Roster sein sollte, wird daraus aber ein Viertrundenpick).

Auf den neuen Trainer Todd Bowles wartet einiges an Arbeit. Die Jets haben erneut einen Trainer mit Defensiv-Backround (letzte Saison Def. Coordinator in Arizona), der aber auf der Baustelle Secondary schon einige Erfahrungen gesammelt hat(u.a. als Secondary Coach in Miami und Philadelphia). Offensiv ist allerdings Coordinator Marty Mornhinweg immer noch da und gilt als angezählt. Da könnte noch etwas passieren. Auf jeden Fall wird die Entwicklung der Jets spannend sein.
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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #8 am: 20. Januar 2015, 20:46:30 »
Teil 7: Chicago Bears

Bilanz ............ 5-11
Offense: .......... Pass: 6,6 y/a (#29), Rush: 4,1 y/a (#19), Score: 19,9 p/g (#23)
Defense: .......... Pass: 8,1 y/a (#30), Rush: 4,3 y/a (#22), Score: 25,1 p/g (#24)
One-Score-Games: .. 8, Bilanz: 4-4
Turnover: ......... Diff. -5 (#24 geteilt) Giveaways 29 (#26) Takeaways: 20 (#24)
Power-Ranking: .... gesamt: #27; Offense: #17; Defense: #31
Salary-Cap: ....... 27.503.000 cap space


So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Die Konkurrenz [für Green Bay]sollte noch stärker sein, als letzte Saison. Und da sind vor allem die Chicago Bears zu nennen. Schon letzte Saison scheiterten die Bears erst im entscheidenden letzten Spiel in Green Bay - hauptsächlich weil ihre Defensive diese Bezeichnung nicht verdient hatte. Völlig untypisch für diese sich traditionell über Defensive definierende Franchise. Man hat gehandelt. Die Mitte sollen die beiden Rookies Ego Ferguson und Will Sutton dicht machen. (…) Aber hey, schlechter als 2013 kann es einfach nicht mehr werden.

Völlig untypisch für Chicago ist, dass die Offensive das Prunkstück der Mannschaft darstellt. Hinter einer Offensive Line der Marke ordentlich bis stark steht mit QB Jay Cutler fast schon der schwächste Part. Cutler ist ein guter Quarterback, dem allerdings eine gewisse Verletzungsanfälligkeit und von Zeit zu Zeit der Hang zur Leichtsinnigkeit auf dem Feld nachgesagt wird. (…)Und deshalb darf er jetzt weiterhin Pässe zu einem Receiver-Duo werfen, welches nicht nur nach Körpergröße aus der NFL heraussticht. Brandon Marshall (letzte Saison über 1.200 yards und 12 TDs) und ( South Carolina Baby [wub]) Alshon Jefferey (1.400 yards und 7 TDs). Mit Santonio Holes von den Jets kam ein Receiver hinzu, der als Nr. 3 fast schon verschenkt ist. Ein solch gutes Receiver-Korps hat maximal noch Denver. Garniert wird die Offensive durch den sehr starken Running Back Matt Forté, dem der vielversprechende Rookie Kadeem Carey zur Entlastung an die Seite gestellt wurde. Mit dieser  Offensive dürfte Chicago normalerweise nicht einmal von einer Schwäche von Green Bay abhängig sein, um in die Playoffs zu kommen. WENN die Defense in diesem Jahr mal ein Bein auf den Boden bekommt, sind die Bears heißer Anwärter auf Spiele im Januar.

Und so kam es:
Es kam völlig anders. Die Bears waren für mich die Enttäuschung der Saison. Schon mit 3-3 relativ durchwachsen gestartet wurde man in den folgenden drei Spielen abgeschossen (gegen Green Bay, New England und Miami) und vergeigte nach zwei Siegen gegen Minnesota und Tampa mal eben die letzten 5 Saisonspiele. Das sind jetzt die reinen Ergebnisse. Die andere Seite war dann die Art und Weise, wie die Bears aufgetreten sind. Und da wurde ihnen sowohl von der Einstellung als auch vom optischen, spielerischen Eindruck nicht wirklich viel Gutes beschert.

Über die Defensive brauchen wir nicht sprechen. Die war zwar immer noch schlecht - aber sah noch viel besser aus (was ja auch nicht schwer war) als 2013. Das Problem war eine anämische Offense, die es in diesem Jahr eben nicht schaffte, die defensiven Schwächen auszugleichen. Was in und um Chicago vor allem an Quarterback Jay Cutler festgemacht wird. Er selbst wird dagegen auch kaum Argumente finden. Seine Receiver Waffen spielten ordentlich. Zwar war sein #1 Receiver Brandon Marshall (721 yards, 8 TDs) lange angeschlagen, aber Alshon Jeffery (über 1.000 yards und 10 TDs) und Tight End Martellus Bennett  (916 yards, 6 TDs) sprangen in die Bresche und Running Back Matt Forte erlief nicht nur wieder über 1.000 yards sondern steuerte auch als Passfänger nochmal 800 yards und 4 TDs bei. Seine Offensive Line schaffte es recht ordentlich, ihn zu schützen, steht mit 41 zugelassenen Sacks im Mittelfeld der Liga. Jetzt sollte man nicht den Fehler machen und diese Zahlen zu hoch hängen. Aber sie zeigen zumindest eines: Jay Cutler hatte Waffen und genügend Unterstützung. Der Einbruch der Offensivleistung der Bears korreliert ziemlich eng mit der richtig miesen Saison ihres Spielmachers.

Was muss passieren:
Es sollte eigentlich ein kompletter Neuanfang bei diesem Team erfolgen. Wenn ein Mitfavorit auf die Playoffs so dermaßen abschmiert, ist das selten ein Ausreißer nach unten. Headcoach Marc Trestman + der General Manager wurden bereits entlassen. Die Neubesetzung des Headcoach-Posten macht mich dann allerdings etwas stutzig. Denn vor ein paar Tagen heuerte John Fox, gerade erst frisch in Denver gefeuert, in der Windy City an. Ein Trainerveteran, der aber irgendwie nicht für Neuanfang steht. Vielmehr scheint es, dass er geholt wurde, um Jay Cutler seine letzte Chance zu bieten. Cutlers komplettes 2015er Gehalt ist garantiert, was bedeutet, er kann praktisch nicht wirklich entlassen werden, weil seine Cap-Number bei Entlassung höher wäre als wenn er spielen würde. Aufgrund dieser hohen finanziellen Belastung wird man ihn auch nicht traden können. Deshalb wird in der Offense auf den Schlüsselpositionen erst einmal wenig Bewegung sein. Die ist auch 2015 eher wieder in der Defense nötig. Die Free Agency und der Draft sollten extrem defensivlastig sein. Mit Ausnahme des Rookie-Cornerback Kyle Fuller, der eine glänzende erste Saison spielte, besteht auf jeder Position Handlungsbedarf. Sollte man diese Baustelle erstmal halbwegs schließen können, muss man dann hoffen, dass der Quarterback wieder auf Linie gebracht werden kann. Dann könnte es für die Bears doch wieder etwas schneller nach oben gehen. Denn offensives Talent ist zweifellos immer noch vorhanden.
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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #9 am: 21. Januar 2015, 08:29:20 »
Teil 8: Atlanta Falcons 

Bilanz ............ 6-10
Offense: .......... Pass: 7,5 y/a (# 8), Rush: 4,0 y/a (#21), Score: 23,8 p/g (#12)
Defense: .......... Pass: 8,2 y/a (#32), Rush: 4,2 y/a (#16), Score: 26,1 p/g (#27)
One-Score-Games: .. 6, Bilanz: 2-4 (ein OT-Win)
Turnover: ......... Diff. 5 (#11 g.) Giveaways 23 (#13 g.) Takeaways: 28 (# 6 g.)
Power-Ranking: .... gesamt: #29; Offense: #16; Defense: #32
Salary-Cap: ....... 23.534.000 cap space


So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Härtester Konkurrent der Saints dürften 2014 die Atlanta Falcons sein. Jenes Team, was 2012 die beste Bilanz der Liga einfuhr um dann 2013 komplett abzuschmieren. Hauptgrund dafür war ein unfassbares Verletzungspech, welches u.a. beim Star-Receiver Duo Roddy White und Julio Jones zuschlug. Beide sind in diesem Jahr wieder fit, dafür hat Hall-of-Fame-Tight End Tony Gonzales seine NFL-Karriere beendet. Sollten White und Jones diese Saison gesund bleiben, muss die Lücke, die Gonzales hinterlässt, nicht so groß sein. Da Atlanta aber jahrelang seine Kadertiefe vernachlässigte um für die "erste 11" Top-Stars zu holen, würden Verletzungen dieses Team erneut wieder sehr hart treffen. Wenigstens hat man dem unumstrittenen Franchise-Quarterback Matt Ryan in diesem Jahr etwas besseren Schutz zur Seite gestellt. Die katastrophale Offensive Line der Falcons wurde mit Jon Asamoah und dem #6-Draftpick Jake Matthews signifikant verbessert. Verbessert wurde durch die Bank weg auch die Defensive - mit einer Einschränkung: Keiner weiß, wie das Team Druck auf den gegnerischen Quarterback machen will...

Und so kam es:
Zumindest hatte ich Recht, dass die Falcons der härteste Playoff-Konkurrent der Saints waren. Bis zum Saisonende kämpfte man um die Playoffs mit, kickte New Orleans mit einem Sieg am vorletzten Spieltag aus dem Rennen – nur um dann vor eigenem Publikum grandios mit 34:3 von den Carolina Panthers verprügelt zu werden und den Playoff-Platz noch zu verlieren.  Die zweite enttäuschende Saison in Folge, kostete dann Head Coach Mike Smith seinen Job. General Manager Thomas Dimitroff darf hingegen (vorerst) noch bleiben und das Team für die neue Saison neu aufstellen. Was danach passiert, ist jedoch noch nicht sicher, nicht ausgeschlossen ist, dass auch er danach noch seinen Koffer packen darf.

In der Offensive besteht da - wie erwartet - eigentlich wenig Handlungsbedarf, wenn man mal die Kadertiefe und evtl. die O-Line außen vor lässt. Quarterback Matt Ryan lieferte erneut konstant und zuverlässig ab (4.700 yards, 28 TDs, 14 INTs) am liebsten zum wieder mal grandiosen Receiver Julio Jones, der in nur 15 Spielen grandiose Statistiken lieferte, Pässe für knapp 1.600 yards und 6 TDs fing. Nur ein NFL-Receiver hat pro Spiel bessere Zahlen (und der kommt im nächsten Beitrag). Sein Kollege Roddy White plagte sich zwar mit diversen kleinen Verletzungen, sorgte in 14 Spielen aber immerhin auch für 921 yards und 7 TDs. Und Devin Hester erlebte als Receiver einen zweiten Frühling und brach zudem in dieser Saison den Karriere Rekord für Return-TDs von Deion Sanders. Nach anfänglichen Schwierigkeiten stabilisierte sich die Offensive Line und ließ während der Saison nur 31 Sacks zu. Das Laufspiel war immer noch akzeptabel, große Stats kann man bei einem passlastigen Team, welches zudem immer schnell in Rückstand gerät, allerdings kaum erwarten.

Auf der defensiven Seite des Balles gingen dann die krassen Probleme los. Das schlechteste Defensiv-Team laut Power Ranking und das Team, welches die meisten Passyards pro Spielzug zulässt. Das zeigt ziemlich deutlich, wo die Probleme liegen. Und auch das hatte ich in der Vorschau schon angemerkt: Es fehlt an Leuten, die Druck auf den Quarterback ausüben können. Ganze 22 Sacks gegen gegenerische Spielmacher sind der zweitschlechteste Wert der Liga. Dieser Teil der Defense war letzte Saison ein Problem, er wurde vor der Saison als Problem ausgemacht und er ist auch im Rückblick die große Baustelle der Falcons.

Was muss passieren:
Erwähnte Ich schon, dass Atlanta hauptsächlich Defensiv-Probleme hat? Könnte durchaus schonmal angesprochen worden sein. Was macht man da? Man holt den Mann, der in den letzten beiden Jahren die beste Defense der Liga koordinierte. Dan Quinn, aktuell noch Defensive Coordinator bei den Seahawks wird neuer Head Coach der Falcons. Was allerdings wenig Sinn macht: Auch der Offensive Coordinator ist neu. Kyle Shannahan kommt aus Cleveland. Dagegen darf Defensive Coordnator Mike Nolan seinen Job behalten. Naja…

Atlanta hat 23 Mio $ an Cap Space. Das klingt zunächst mal nicht so schlecht. Allerdings wird man einen Teil davon in die Vertragsverlängerung von Julio Jones investieren müssen. Jones‘ Rookie-Vertrag läuft aus, für Jones hatte man 2011 diverse Draftpicks abgegeben, weil man in ihm das letzte fehlende Puzzle-Stück zum Super Bowl sah (und einmal stand man ja auch knapp davor). Jetzt will der Mann natürlich bezahlt werden und spielte zufällig eine grandiose Saison. Natürlich wird man in den ersten Jahren eine Cap-freundliche Lösung mit viel Signing Bonus finden. Das würde die hohe Cap-Belastung erstmal in die Zukunft verschieben. Denn in der Gegenwart muss man nahezu jeden Dollar und jeden Draftpick in den Passrush stecken.
 
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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #10 am: 21. Januar 2015, 18:26:25 »
Teil 9: New York Giants 

Bilanz ............ 6-10
Offense: .......... Pass: 7,4 y/a (#12), Rush: 3,6 y/a (#30), Score: 23,8 p/g (#13)
Defense: .......... Pass: 8,1 y/a (#29), Rush: 4,9 y/a (#32), Score: 25,0 p/g (#22)
One-Score-Games: .. 4, Bilanz: 0-4
Turnover: ......... Diff. -3 (#20) Giveaways 28 (#25) Takeaways: 25 (#13 g.)
Power-Ranking: .... gesamt: #20; Offense: #15; Defense: #21
Salary-Cap: ....... 16.226.000 cap space


So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Playoff-Hoffnungen hab ich eigentlich auch nicht für die New York Giants. Quarterback Eli Manning spielte dort gerade die wohl schlechteste Saison seiner Karriere und wird trotz einer zwei Super Bowl Titel mittlerweile nur noch als durchschnittlicher Quarterback angesehen. Er ist jetzt wieder mit seinem letzten Super Bowl Sieg- Receiver Duo Mario Manningham/ Victor Cruz vereint, allerdings hat sich Manningham schon wieder auf die Verletztenliste verabschiedet. Ersetzt werden soll er durch Rookie Odell Beckham, Jr. und auch bei Ruben Randle besteht Hoffnung, dass er Manning unterstützen kann. Defensiv waren die Giants letztes Jahr nicht schlecht. Sie verloren zwar einige Spieler, holten aber auch ganz guten Ersatz (u.a. das Superbowl-Cornerback-Duo Dominique Rogers-Cromartie und Walter Thurmond aus Denver und Seattle). Die Defense wird den Riesen schon nicht zu viele Spiele kosten. Ich habe aber Manning in der Preseason mehrere Male spielen sehen. Und auch, wenn man Vorbereitungsspiele nicht zu hoch hängen sollte- das sah doch verdammt schlecht aus.

Und so kam es:
Man sollte Vorbereitungsspiele wirklich nicht so hoch hängen. Ja,  noch die ersten beiden Saisonspiele - die beide verloren gingen - sahen die Giants offensiv doch sehr schlecht aus. Aber das relativiert sich im Nachhinein doch etwas, wenn man bdenkt, dass die ersten beiden Gegner Detroit und Arizona waren. Danach wurde es offensiv besser, weil a) Eli Manning sich doch klar steigerte und b) ein Rookie Receiver auftauchte, der neben diversen akrobatischen Highlight-Catches auch noch atemberaubende Zahlen lieferte: Odell Beckham jr.. Nur 12 Spiele benötigte er für seine 1.305 receiving yards, fing darüber hinaus noch 12 TDs für die Giants und stellte seine erfahrenen und auch erfolgreich Kollegen mal sowas von in den Schatten. Zusätzlich steht er als Neuling an der Spitze in der Kategorie yards/Spiel. Die Receiver-Klasse im Draft 2014 war sowieso die stärkste aller Zeiten - und er ragt aus dieser Klasse noch mal heraus. Als Nr.2-Receiver etablierte sich Rueben Randle mit knapp 1.000 receiving yards. Danach kam lange erstmal wenig. Einzig Tight End Larry Donnell war noch eine verlässliche Unterstützung für Eli Manning. Das „Super-Bowl-Duo“  spielte hingegen keine Rolle, kam verletzungsbedingt nur zum Saisonstart (Victor Cruz, sechs Saisonspiele) oder garnicht (Mario Manningham) zum Einsatz. Das Laufspiel krankte hingegen etwas, wurde zu großen Teilen von Rookie Andre Williams (721 yards, 7 TDs getragen. Dieser steigerte sich gerade zum Saisonende hin. Auf den Skill Positions sieht es also garnicht so verkehrt bei „Big Blue“ aus. Wenn man bedenkt, dass die bisher aufgezählten Spieler alle Rookies, Zweitjahresprofis und ein Profi im dritten Jahr sind, ist das noch zusätzlich aufbauend.

Nicht aufbauend war die defensive Leistung der Giants. Gut, wenn ich in einer Division spiele, in der die Running Backs DeMarco Murray (Dallas) LeSean McCoy (Phillie) und Alfred Morris spielen, liegt die Vermutung nahe, dass man gegen den Lauf nicht besonderst stark sein wird. Dass man aber auch die viermeisten Passyards zulässt - trotz namhafter Besetzung im Passrush und Secondary - ist schon etwas verwunderlich. Immerhin bleibt aus deutscher Sicht ein kleines Leckerli aus dieser Giants-Saison: Markus Kuhn schaffte durch einen Fumble Return den ersten Touschdown eines deutschen Spielers in der NFL.

Was muss passieren:
Zunächst einmal haben die Besitzer wieder einmal Ruhe bewahrt und an Trainer Tom Coughlin festgehalten, auch wenn unter ihm in den zwei Jahren nach dem letzten Super Bowl Sieg keine Playoff-Quali mehr geschafft wurde. Der Kader scheint eigentlich nicht so schlecht besetzt. Aber 6 Siege sind dafür natürlich eine erschreckend schlechte Ausbeute. Coughlin steht im Ruf, nicht viel in der Free Agency herumzuspielen und seine Teams über den Draft zu bauen. Dort haben es ihm vor allem Passrusher angetan. Von dieser „Taktik“ ist er schon letztes Jahr abgegangen. Dass muss er auch in diesem Jahr tun. Man muss die Mitte dicht machen, gegen den Lauf besser werden. Vor allem in dieser laufstarken NFC East. Wenn dann noch Verstärkung für die O-Line abfällt und man Eli Manning vielleicht noch eine weitere Receiver-Waffe gibt, könnte es schon 2015 wieder recht gut in New York aussehen. Vorausgesetzt Eli spielt mindestens eine Saison wie 2014. Und nicht wie 2013.

Odell Beckham Jr.:
https://www.youtube.com/watch?v=LbT4NMC1ZKA

https://www.youtube.com/watch?v=aKBIJOEhyAs
« Letzte Änderung: 21. Januar 2015, 18:47:22 von Imho »
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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #11 am: 22. Januar 2015, 08:22:32 »
Teil 10: St. Louis Rams

Bilanz ............ 6-10
Offense: .......... Pass: 7,2 y/a (#16), Rush: 4,1 y/a (#17), Score: 20,3 p/g (#21)
Defense: .......... Pass: 7,6 y/a (#24), Rush: 4,2 y/a (#15), Score: 22,1 p/g (#16)
One-Score-Games: .. 7, Bilanz: 3-4
Turnover: ......... Diff. -2 (#19) Giveaways 27 (#24) Takeaways: 25 (#13 g.)
Power-Ranking: .... gesamt: #28; Offense: #27; Defense: #22
Salary-Cap: ....... - 656.000 cap space


So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Und weil es mit den Klasse-Teams noch nicht genug ist, kommen jetzt auch noch die St. Louis Rams. Ja - St. Louis klingt nicht nach großem Football. Aber wenn ich mir dieses Team ansehe... Neben dem blutjungen Receiver Tavon Austin wird nach seiner 4-Spiele-Sperre Steadman Bailey ein lohnendes Passfänger-Ziel sein. Das Running Game ist nicht spektakulär aber ordentlich besetzt und muss auch nicht außergewöhnlich sein. Dank einer monströsen Offensive Line, die im Draft noch mal mit dem #2 Pick, dem blutjungen Rohdiamanten Greg Robinson verstärkt wurde, werden sich genügend Räume ergeben, in die der Running Back vorstoßen kann. Auf der anderen Seite der Schützengräben, der Defensive Line, muss man aufpassen, dass man angesichts der Namen nicht sofort ne Erektion bekommt. Zu den Superstars Michael Brockers, Chris Long und vor allem dem Passrush-Monster Robert Quinn kam mit dem zweiten Erstrundenpick des Drafts 2014 auch noch Rookie Aaron Donald hinzu, ein Bengel, nach dem sich viele Teams die Finger leckten (siehe meine Beiträge zum Draft in diesem Thread). Wenn man die alte Regel zu Rate zieht, nach der Football Spiele an den Lines entschieden werden, kann man die Rams nur beglückwünschen.

Trotzdem scheint die Saison schon gelaufen. Denn eine Position habe ich bisher noch nicht erwähnt: Quarterback. Der aufgrund seines Monster-Rookie-Vertrages eh schon umstrittene Sam Bradford hat sich in den Preseason-Games das Kreuzband gerissen und verabschiedet sich damit für die komplette Saison. (…) Wie soll [der Backup-Quarterback) da gegen den schwersten Schedule der Liga (u.a. 2x Seahawks, Niners, Cardinals + Denver + Kansas City + San Diego + Phillie + Atlanta) bestehen. Geduld ist das Zauberwort, welches in St. Louis in diesem Jahr groß geschrieben werden sollte.

Und so kam es:
Eigentlich kam es so wie erwartet. Die Rams waren kein schlechtes Football-Team. So ziemlich alle Statistiken deuten auf klares NFL-Mittelmaß hin. Diese Statistiken wurden aber gegen den schwersten Schedule der Liga erspielt. Diese Statistiken wurden mit den Backup-Quarterbacks erspielt. Diese Statistiken schließen u.a. Siege gegen Denver, Seattle und San Francisco sowie Shutout Siege gegen andere schlechte Teams wie Oakland (52:0) und Washington (24:0) ein. Die Rams sind eigentlich kein Team, was in den Top Ten des Draftes stehen sollte.

Auf Quarterback sah die #3 Austin Davis sogar besser aus als die #2 Shaun Hill. Beide werden keine große Zukunft bei den Rams oder in der NFL (zumindest als Starter) haben. Bei diesen Problemen auf der Spielmacher-Position können Receiver natürlich wenig glänzen. Am besten sahen dann auch nicht die in der Vorschau benannten talentierten jungen Passfänger Steadman Bailey und Tavon Austin aus sondern Kenny Britt und Jarrett Cook. Auf Running Back wurde dem Auburn-Rookie Tre Mason zwar nicht viel zugetraut und zu Saisonstart hatte er auch Probleme (Hallo? Rookie!) Aber er steigerte sich immer mehr und führt die teaminterne Rush-Liste mit 765 yards und 6 TDs an. Ordentlich für nen Neuling. Auch der diesjährige #2-Draftpick, Offensive Tackle Greg Robinson hatte noch ein paar Eingewöhnungsschwierigkeiten. Aber dass der Mann ein noch zu schleifender Diamant war, wusste man. Auch defensiv war das eine grundsolide bis ordentliche Saison in St.Louis. OK- die monstermäßigen Sack-Zahlen von 2013 hat man nicht mehr hingelegt, aber Sacks sind auch ne sehr volatile Statistik. Druck auf die gegnerischen Quarterbacks war auf jeden Fall nicht das Problem.

Was muss passieren:
Head Coach Jim Fisher galt ebenfalls als umstritten, wurde aber gehalten. Er muss bis zum Saisonende auf jeden Fall noch ein, zwei Personalentscheidungen treffen. Denn die Rams sind das erste Team in dieser Vorstellungsreihe, das für 2015 bereits über dem prognostizierten Salary Cap liegt. Nicht viel, aber immerhin möchte man den Kader ja auch verbessern und braucht auch für die Verpflichtung seiner Draft-Klasse noch Budget. Da muss man mit Großverdienern sprechen.

Das wird vor allem Offensive Tackle Jake Long treffen. Long ist ein ehemaliger #1 Draftpick, den meine Dolphins aber aus Gesundheitsgründen 2013 nach 4 Jahren ziehen ließen. Auch in St. Louis kämpft er mit Verletzungsproblemen. Keine guten Karten, wenn man 10,5 Mio $ des Salary Cap belegt und eine Entlassung dem Team 8 Mio $ bringen würde. Danach muss man dann mit Quarerback Sam Bradford reden. Ja, die Rams haben keinen weiteren Quarterback an der Hand aber Bradford zählt knapp 17 Mio $ gegen das Cap und konnte seinen 2010er #1-Draftstatus noch nie richtig beweisen, weil auch er ständig verletzt ist. Man weiß nach 5 Jahren immer noch nicht, wie gut Bradford wirklich ist. Man muss den Vertrag, der eh nach dieser Saison ausläuft, einfach umstrukturieren. St. Louis kann es sich nicht leisten, weit überdurschschnittlich für eine Position zu bezahlen, obwohl der Spieler so viele Fragezeichen mit sich bringt.

Vor allem, weil man das Geld für Verbesserungen auf den Skill Positions in der Offensive (vor allem Receiver) benötigt und auch seine defensive Secondary noch verstärken sollte. Das wird - cap bedingt - hauptsächlich über den Draft geschehen müssen, wo St. Louis aber momentan nur 5 Picks hat. Keine leichte Aufgabe in einer Division, in der auch nächstes Jahr schwere Konkurrenz wartet.
« Letzte Änderung: 22. Januar 2015, 08:36:46 von Imho »
Kölle und der FCM - getrennt in den Farben, geeint im Wahnsinn...

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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #12 am: 22. Januar 2015, 18:46:01 »
Sooo… Wie angekündigt, werde ich jetzt von der normalen Reihenfolge minimal abweichen. Das Team, welches jetzt kommt, wäre eigentlich erst an #12 dran. Weil ich für dieses Team aber durchaus leichte Sympathien hege, überspringe ich die Minnesota Vikings einfach (weil ich’s kann) und mache weiter mit:

Teil 11: Cleveland Browns 

Bilanz ............ 7-9
Offense: .......... Pass: 7,3 y/a (#13), Rush: 3,6 y/a (#28), Score: 18,7 p/g (#27)
Defense: .......... Pass: 6,4 y/a (# 5), Rush: 4,5 y/a (#28), Score: 21,1 p/g (# 9)
One-Score-Games: .. 8, Bilanz: 4-4
Turnover: ......... Diff. 6 (# 9 g.) Giveaways 23 (#13 g.) Takeaways: 29 (#4 g.)
Power-Ranking: .... gesamt: #17; Offense: #24; Defense: # 7
Salary-Cap: ....... 49.369.000 cap space

So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Die Cleveland Browns aka das neue Team um Johnny Football! Wer den Namen Johnny Manziell bisher noch nicht mitbekommen hat, interessiert sich wohl einfach nicht für Football. Der schillernde texanische College-Quarterback-Star, der in den letzten Jahren am College sowohl durch spektakuläres Spiel als auch durch Party-Eskapaden neben dem Feld für Schagzeilen sorgte, ist wohl der am meisten diskutierteste Spieler der NFL-freien Zeit(…)

… die [Headcoach] Kandidaten zogen es vor, unter diesem Management lieber nicht die Chance als Headcoach in der NFL zu ergreifen. Kurz nachdem Lombardi dann endlich doch jemanden gefunden hatte, durfte er selbst gehen. Alles keine guten Bedingungen, um erfolgreich Football zu spielen.

Erfolg erwartet aber auch keiner von den Browns. Denn neben dem ganzen Chaos neben dem Feld, bietet auch das Personal auf dem Feld wenig Anlass zur Freude. Die Running Backs sind bis auf den soliden Ben Tate, der aus Houston kam, nahezu alles Rookies, dem Receiver Korps fehlt mit Josh Gordon der statistisch beste NFL-Receiver der Vorsaison aufgrund einer Drogensperre, im Draft wurde kein Pick in diese Skill-Positionen investiert. Wo sollen die Punkte herkommen, zumal man den von mir verehrten Quarterback Connor Shaw erstmal nur in der Practice-Squad behalten hat.  (…) Defensiv hingegen sieht das schon recht ordentlich aus, man verlor zwar Safety Ward nach Denver, holte mit Donte Whitner aus San Francisco Ersatz. Dann warb man Arizona Linebacker Carlos Dansby ab und stellte dem guten Corneback Joe Haden den Erstrunden-Draft Justin Gilbert zur Seite, einen Spieler, für den man hoc-tradete und den man zunächst vor Johnny Manziell auswählte. Defensiv also kein schlechtes Team. Aber viele Punkte muss man nicht erwarten.

Und so kam es:
2/3 der Saison waren die Browns die absolute Wohlfühlstory der NFL - und das, ohne dass man Johnny Manziel als Quarterback spielen ließ. Nach 9 Spielen standen die Browns mit einer 6-3 Bilanz an der Spitze der bärenstarken AFC North, die Spiele waren unterhaltsam und völlig überraschend spielte der Cleveland-Boy Brian Hoyer einen sehr guten Part als Quarterback. Leider ging die Saison noch weiter und von den letzten 7 Saisonspielen verloren die Browns ganze 6. Dazu schien Hoyer von den gegnerischen Defenses ausgeguckt und lieferte ein paar schlechte Spiele ab. Also wurde doch der Schritt gewagt. Johnny Manziel wurde am drittletzten Spieltag ins kalte Wasser geworfen - und ertrank dort kläglich. Das Spiel ging 0:30 aus, das ganze Team versagte zwar, aber natürlich wurde das an Johnny Football festgemacht. Im nächsten Spiel verletzte er sich dann in Hälfte eins - und schon war der ganze Johnny-Football-Hype erstmal wieder vorbei. Immerhin: Da auch Hoyer verletzt war, kam für mich nun der schönste Teil der Saison: Connor Shaw wurde aus der Practice Squad zum Starting Quarterback befördert, und obwohl die Browns weiterhin ein Torso blieben und nur noch ein Schatten der Leistungen des Saisonstarts bildeten, sah er im Spiel gegen Baltimore mehr als ordentlich aus. 

Viel zum Arbeiten hatte er  zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.  Wide Receiver Josh Gordon war nach fünf absolvierten Spielen (und einer auf zehn Spiele verkürzten Sperre zum Saisonstart) gerade erneut suspendiert worden. Die übrigen Crew an No-Name-Receivern (die bis dahin durch die Bank weg eine überraschend gute Saison spielten) ging schon auf dem Zahnfleisch und auch die über weite Strecken der Saison sehr starke O-Line (Vor allem Rookie Joel Bitonio übertraf alle Erwartungen), zeigte weiterhin Auflösungserscheinungen. Einzig die Defensive zeigte sich weiterhin in der gewohnt (und erwartet) bestechenden Form, auch wenn der Erstrunden Draftpick, Cornerback Justin Gilbert durchaus noch Steigerungspotential hat und man gegen den Lauf ebenfalls noch Spielraum sieht.

Wie geht es weiter:
Zunächst einmal, gilt es die Quarterback-Baustelle weite zu bearbeiten. Johnny Manziel hat noch nichts gezeigt, was andeuten könnte, dass er die Zukunft der Browns ist. Brian Hoyer ist Free Agent und die Browns müssen entscheiden, ob und zu welchen Konditionen man ihn behalten möchte. Dann wird eine Entscheidung über Josh Gordon fallen müssen. Will man wirklich weiterhin einen (und wenn er noch so gut und dabei noch günstig ist) Receiver im Team haben, der ständig am Rande der Sperre steht. Nicht hilfreich ist es zudem, dass Offensive Coordinator Kyle Shannahan, der aus wenig Material viel herausgeholt hat, die Franchise verlässt.

Trotzdem gilt es, das Team, welches unterm Strich ja immer noch eine erfolgreiche Saison gespielt hat, an den richtigen Stellen zu verstärken. Man braucht Receiver/Tight Ends und man könnte auch einen guten Running Back gebrauchen. Die Draft-Klasse gibt zumindest auf der Running-Back-Position einiges her. Defensiv könnte man sich auf den Linebacker- und Defensive Tackle Positionen verstärken, gegen den Lauf hatte man in dieser Saison arge Schwächen.

 Die Browns haben (Stand heute) 10 Draftpicks, darunter 2 Erstrunden-Picks. Die Browns haben knapp 50 Mio $ Cap Space für Verstärkungen in der Free Agency. Das Grundgerüst des Teams ist aber jung und schaut talentiert aus. Die Frage ist nur: Kann Cleveland etwas aus den guten Möglichkeiten machen. Oder bleiben sie weiterhin das sympathische Loser-Team ohne Aussicht auf Besserung. 
« Letzte Änderung: 24. Januar 2015, 08:04:24 von Imho »
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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #13 am: 23. Januar 2015, 08:17:54 »
Teil 12: Minnesota Vikings 

Bilanz ............ 7-9
Offense: .......... Pass: 6,9 y/a (#25), Rush: 4,4 y/a (#11), Score: 20,3 p/g (#20)
Defense: .......... Pass: 7,1 y/a (#14), Rush: 4,3 y/a (#24), Score: 21,4 p/g (#11)
One-Score-Games: .. 9, Bilanz: 4-5
Turnover: ......... Diff. -1 (#18) Giveaways 20 (# 6 g.) Takeaways: 19 (#25 g.)
Power-Ranking: .... gesamt: #22; Offense: #28; Defense: #13
Salary-Cap: ....... 16.556.000 cap space

So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Es bleiben die Minnesota Vikings übrig. Ein Team, welches in den letzten Jahren komplett vom besten Running Back der Liga - Adrian Petersen - abhängig war. Auch deshalb, weil man in den letzten 3 Jahren auf Quarterback Christian Ponder baute und dafür nicht belohnt wurde. Ponder ist zwar noch auf dem Roster, ist aber nur noch Nr. 3 hinter dem vorläufigen Starter Matt Cassel und dem frisch vom College gedrafteten und hoch eingeschätzten Teddy Bridgewater. Nach den Eindrücken in den Testspielen dürften sich einige Teams ärgern, dass sie ihn bis auf #32 durchrutschen ließen. Die Vikings geben ihm trotzdem Zeit und lassen ihn sich erst mal als Ersatzmann die raue NFL-Luft gewöhnen.

Sollte Bridgewater - von von nicht wenige ausgehen - im Saisonverlauf zum Starting-Quarterback gemacht werden, stehen ihm mit Greg Jennings, Cordarelle Pattersen un Kyle Rudolph auf jeden Fall ordentliche Pass-Ziele zur Verfügung. Geschützt wird er von einer brauchbaren O-Line, die zudem mit den jungen Spielern Matt Kalil und David Yankey auch noch Entwicklungspotential besitzt. Ebenfalls noch jung aber sehr schwer einzuschätzen ist die Defensive der Vikings. Spieler wie Shariff FLoyd, der diesjährige Erstrundenpick Anthony Barr oder Cornerback Xavier Rhodes kenne ich von den Namen her zwar als gute College Spieler, aber die NFL-Karriere hab ich nicht weiter verfolgt. Mit Captain Munnerlyn hat man sich aus Carolina zusätzliche Verstärkung für die Secondary geholt. Dieser Teil sollte auch der beste Teil der Defensive sein - nicht unwichtig in einer Division in der Aaron Rodger, Marshall/ Jefferey oder Calvin Johnson spielen.

Normalerweise dürfte Minnesota besser sein als 2013. Die Playoffs kann ich mir aber nicht wirklich vorstellen.

Und so kam es:
Die Story des Jahres war natürlich so vor der Saison nicht abzusehen. Star Running-Back Adrian Petersen wurde nach einem Spiel mit Bezahlung suspendiert, die Gründe sind unappetitlich und bekannt. Sportlich gab es so natürlich die Auswirkung, dass die Vikings fast komplett auf den besten NFL-Spieler auf dieser Position verzichten mussten, auf den zudem nahezu das komplette System ausgerichtet war. Selbstverständlich ein unglaublicher Nachteil. Denn nach drei Spielen wurde der erwartete Wechsel auf Quarterback vollzogen und Rookie Teddy Bridgewater zum Starter befördert wurde. Ihm hätte ein Petersen, bei dem der Gegner bei jedem Spielzug einen Lauf erwarten muss, sicher mehr als hilfreich gewesen. Trotzdem war Bridgewater der beste Rookie-Quarterback der abgelaufenen Saison, die Pass-Statistiken des Teams werden durch die beiden anderen Quarterbacks auf jeden Fall runtergezogen.

Hilfreich war auf jeden Fall die solide bis gute O-Line, die allerdings in der Mitte noch etwas Hilfe gebrauchen könnte.Im Passspiel hatten die Vikings zwar statistisch keinen herausragenden Receiver, aber die Arbeitslast wurde ziemlich genau auf vier, fünf Passfänger verteilt. Aus dieser Gruppe ragt Veteran Greg Jennings (742 yards, 6 TDs) zwar noch ein bisschen heraus, aber gleich danach wurden sowohl Jarius Wright, Charles Johnson, Cordarelle Pattersen und Matt Asiata nahezu gleich oft angespielt und trugen zwischen 300 und 600 yards zum Team-Ergebnis bei. Was im Falle von Cordarelle Pattersen allerdings etwas erstaunt, vom reinen Talent her müsste man ihn auf jeden Fall mehr einsetzen und auch öfter anspielen. Beides haben die Vikings-Coaches 2014 nicht getan. Man munkelt etwas von Spannungen.

Und das Laufspiel? Auch das wurde aufgeteilt und zwar zu großen Teilen auf zwei No-Names: den schon angesprochenen Drittjahresprofi Matt Asiata und den Rookie Jerrick McKinnon. Keiner von den beiden ist Adrian Petersen, aber zusammen erliefen beide immerhin auch 1.100 yards und 7 TDs und schlossen so zumindest teilweise die große Lücke, die Petersen hinterlassen hat.

Defensiv gehörte man 2014 bereits zu den überdurchschnittlichen Teams. Auch hier müsste die Mitte der D-Line evtl. noch etwas nachgebessert werden, der Gegner konnte gegen Minnesota noch zu gut laufen. Aber grundsätzlich ist die Defensive eine solide Einheit, auf der man aufbauen kann. Die elftwenigsten Punkte und die siebtwenigsten Passyards der NFL kassiert - das passt schon. Auch wenn die Passyards-Statistik natürlich etwas geschönt ist, weil der Gegner gegen die Vikings eben öfter mal läuft.

Wie geht es weiter:
Mit 16 Mio $ Cap Space sind jetzt riesige Bomben in der Free Agency nicht drin. Das kann sich aber recht schnell ändern. Die drei teuersten Spieler der Vikings - Petersen, Jennings und Linebacker Chad Greenway - verbrauchen zusammen 35,2 Mio $ Cap Space, also nahezu ein Viertel des Team-Budgets. Ob die Vikings Petersen überhaupt halten wollen, steht eh nicht fest, wenn man dann berechnet, dass eine Entlassung mal eben auf einen Schlag 13 Mio $ Cap Space frei macht, stehen die Anzeigen doch klar auf Trennung. Greg Jennings wird man halten wollen, aber wohl kaum zu diesem Konditionen (11 Mio $ Gehalt, 5 Mio $ Ersparnis). Und Greenway hat seine besten Tage ebenfalls hinter sich, eine Entlassung würde das Teambudget um weitere 7 Mio $ entlasten.

Geld, welches die Vikings entweder für die Saison darauf sparen könnten oder in der Free Agency gleich in Spieler für die Secondary bzw. die Mitte beider Lines stecken könnten. Einen (oder zwei) Running Backs sollte man ebenfalls ins Auge nehmen, aber dafür bietet der Draft in diesem Jahr ein absolutes Selbstbedienungs-Schlaraffenland, auch noch in den Runden 2-5. Und wenn dann noch Jennings zu neuen Konditionen gehalten und ein weiteres Receiver-Ziel für Teddy Brisgewater gefunden werden kann könnte der Skandal um Adrian Petersen der Startschuss für eine Renaissance der Minnesota Vikings gewesen sein. Angesichts der Umbrüche war eine 7-9 Saison 2014 bereits außergewöhnlich. Jetzt gilt es, den nächsten Schritt zu machen. Den in dieser Saison sehr gelobtem Coaching Staff um Headcoch Mike Zimmer und Offensivie Coordiantor Norv Turner wird auf jeden Fall zugetraut, diesen Schritt mit dieser Traditions-Franchise zu gehen.
« Letzte Änderung: 24. Januar 2015, 08:04:45 von Imho »
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Re: Die NFL-Saison 2014 - Ein dilletantischer Rückblick
« Antwort #14 am: 23. Januar 2015, 19:23:27 »
Teil 13: New Orleans Saints 

Bilanz ............ 7-9
Offense: .......... Pass: 7,5 y/a (# 9), Rush: 4,5 y/a (# 9), Score: 25,1 p/g (# 9)
Defense: .......... Pass: 7,7 y/a (#25), Rush: 4,8 y/a (#31), Score: 26,5 p/g (#28)
One-Score-Games: .. 8, Bilanz: 3-5 (1 OT Win, 2 OT Loss
Turnover: ......... Diff. -13 (#31) Giveaways 30 (#28) Takeaways: 17 (#28)
Power-Ranking: .... gesamt: #13; Offense: # 9; Defense: #27
Salary-Cap: ....... - 23.151.000 $ cap space


So dilettierte ich vor der Saison:
Zitat
Als ziemlich sicherer Divisionssieg-Kandidat gehen die New Orleans Saints in die Saison. Es wird auch Zeit. Denn Quarterback Drew Brees gilt als Top-3-QB der Liga, wird aber auch nicht jünger. Deshalb haben die Saints auch alle Ressourcen in diesen Kader gesteckt und befinden sich im sogenannten Win-Now-Modus. Das Zeitfenster für solche Hauruck-Aktionen ist erfahrungsgemäß ein sehr schmales. Für Brees gilt Ähnliches wie für Aaron Rodgers in Green Bay: Ein solcher Superstar-Werfer kommt auch mit weniger guten Receivern aus. Anders als Rodgers hat Brees aber mit Tight End Jimmy Graham, den Receivern Marques Golston dem Knallkopp Kenny Stills und dem Rookie-Talent Brandon Cooks auch ordentliche Waffen. Zumal sich der ehemalige Alabama Star-Running Back Marc Ingram vom potentiellen Bust zum soliden Spieler entwickelt hat, der neben dem Laufspiel auch ein paar Bälle fangen kann.

Defensiv vollzog der 2013 neu zu den Saints gestoßene Defensive Coordinator Rob Ryan einen absoluten Turnaround und machte die Saints-Defense zu einer der besten der NFL. Diese eh schon gut besetzte Unit wurde mit dem Safety/ Cornerback Jairus Byrd aus Buffalo noch mal verstärkt (…). Im Draft hat man für genügend junges Blut gesorgt, mit Vinnie Sunseri und Stanley Jean-Baptiste stehen in de Secondary zwei Spieler, auf die man achten sollte. Und als wäre das alles noch nicht genug, hat es mit Kasim Edebali der fünfte deutsche Spieler in die NFL gschafft. Ungedrafted ergatterte er einen Vertrag bei den Saints, setzte sich im Training und des Testspielen durch, schaffte so die letzten Cuts und steht somit im Kader eines NFL-Teams. Herzlichen Glückwunsch!

Und so kam es:
Ich hatte das Prädikat „Enttäuschung der Saison“ ja bereits nach Chicago vergeben, die Saints kommen aber gleich danach. Ein sehr guter (und sehr teurer) Kader spielte nahezu das komplette Jahr unter seinen Möglichkeiten, stand zeitweise trotzdem an der Spitze der NFC South und verpasste trotzdem in dieser ergebnismäßig schwachen Division die Playoff-Quali.

Hauptgrund war die unerwartet grottige Defensive. Den in der Preview beschriebenen Turnaround unter Coordinator Rob Ryan in 2013 legten die Saints nun umgekehrt hin. Nicht gut gegen den Pass, das zweitschlechteste Team gegen den Lauf, mit die meisten Punkte zugelassen. Nichts funktionierte so richtig, die teuren Defensiv Superstars wie Neuzugang Jairus Bird enttäuschten und waren dann verletzt. Immerhin konnte Kasim Edebali seinen Platz behaupten und im Spiel gegen Green Bay noch zwei Sacks für seine Statistik einsammeln.

Aber auch offensiv war weniger los als man es von Drew Brees & Co gewohnt war. Brees schmiss zwar immer noch für die meisten Passyards (fast 5.000) und 33 TDs, streute aber auch immer wieder Interceptions und für ihn völlig unerwartete ungenaue Würfe ein. Über zu wenig Schutz seiner O-Line (nur 30 Sacks) und fehlende Unterstützung seiner Receiver braucht er sich da nicht zu beschweren, auch wenn Marques Golston und Jimmy Grham auch schon bessere Jahre hatten. Und auch Running Back Marc Ingram zeigte sich in einer eh passlastigen Offense sowohl als Laufspiel-Option (964 yards, 9 TDs) als auch als Passfänger als guter Mitspieler. Nicht, dass ich jetzt Brees zum schlechten Spieler machen möchte oder ihm grundsätzlich eine schlechte Saison andichten möchte. Aber an das, was er in den Vorjahren gezeigt hat, kam auch er nicht ran, dafür gab es wesentlich mehr Fehler.

Wie geht es weiter:
Die Saints haben in den letzten Jahren alles auf die Karte Drew Brees gesetzt, d.h. sie haben viel Geld in den Kader gepumpt und Verträge so gestaltet, dass sie viel Cap Space in die Zukunft verschieben. Man muss halt die letzten Karrierejahre des Star-Quarterbacks nutzen. Das hat 2014 nicht geklappt. Und jetzt hat man nicht nur ein enttäuschende Saison hinter sich, sondern schleppt auch noch ein Cap-Defizit von 23 Mio $ in die neue Saison. Das bedeutet: Bis zum offiziellen Start der 2015er Saison müssen noch Leute entlassen, bzw. deren Verträge neu strukturiert werden. Dabei ist es nicht mit ein paar mittelmäßigen Spielern getan… Man muss an die Superstars ran. Das Problem: Durch die ganze Umstrukturiererei der letzten Jahre, schleppen viele der Superstars massiv Dead Money mit, man spart also maximal einen Teil der Summe mit der die Superstars wie Brees, Galette, Graham, u.s.w. in der Bilanz stehen.

Allein Drew Brees steht mit 25 Mio $ auf der Gehaltsliste. Man muss an ihn ran und ist darauf angewiesen, dass er - um seine letzte Chance auf einen Titel wissend - möglicherweise auf Geld verzichtet oder zumindest seinen Vertrag umstrukturiert (so wie das Tom Brady schon zwei Mal getan hat). Bei anderen Spielern wird man komplett die Notbremse ziehen müssen. Leistungsträger wie Marc Ingram wird man nicht wieder verpflichten können. Niemand weiß, wie der Kader 2015 aussehen wird, also kennt man auch die größten Baustellen für die neue Saison nicht. Auch wenn natürlich an der Verbesserung der defensiven Performance überhaupt kein Weg vorbei führt.
« Letzte Änderung: 24. Januar 2015, 08:05:06 von Imho »
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