Auf lange Sicht gesehen halte ich es für einen großen Fehler vieler Sportarten, sich von den Spielstätten, mit denen ein Verein verwurzelt ist, zugunsten anderer Standorte mit vermeintlich besseren Vermarktungsmöglichkeiten zu entfernen. Wenn die Sportart einigermaßen populär ist, dann trägt dieses Konzept durchaus eine Weile. Aber was, wenn die Erfolge ausbleiben? Wobei das Beispiel Hannover Scorpions ja zeigt, dass selbst bei den aktuellen Play off-Spielen die Halle nicht gefüllt ist.
Ein Beispiel für meine These sehe ich in einem anderen Verein einer anderen Sportart, dem VfL Gummersbach. Diese tragen ihre Heimspiele ja inzwischen größtenteils in Köln aus. Die heimische Eugen-Haas-Halle wird dagegen eher bei internationalen Pokalbegegnungen genutzt. Der Grund ist einfach, dann wäre die Kölnarena bzw. Lanxess-Arena noch leerer ...
Die Hallenauslastung in Köln beträgt gerade einmal 36,7%. Ein Indiz, woran man die Probleme der Gummersbacher, meines Erachtens, sehen kann: Hier im handballbegeisterten Südwestfalen startete der VfL in dieser Saison großflächige Plakatkampagnen, um die Auslastung zumindest bei den Top-Spielen zu verbessern. Natürlich lässt sich nur ein Spiel gegen einen lukrativen Gegner als "Event" vermarkten. Daher wurde etwa das Spiel gegen den THW Kiel beworben, nicht etwa gegen HBW Balingen-Weilstetten.
Trotzdem wird man wohl noch einige Zeit an Köln festhalten. Denn auch wenn die Halle im Schnitt nicht einmal zu einem Viertel ausverkauft ist, in der Eugen-Haas-Halle könnte man nicht einmal die Hälfte der Zuschauer einlassen, welche sich derzeit noch in der Lanxess-Arena einfinden. Keine einfache Situation für den Verein.
Die Kölner Haie, die in der gleichen Halle antreten, stehen dagegen, rein von den Besucherzahlen, eigentlich gut da: In der Saison hatten die Haie einen Schnitt von 10,028 Zuschauern. Bekanntlich stehen sie trotzdem kurz vor dem finanziellen Kollaps, was auch daran liegt, dass diese eigentlich gute Zahl auch nur bedeutet, dass die Halle bestenfalls auf eine Auslastung von etwas mehr als der Hälfte kommt. Der Schnitt ist um über 5000 Besucher gesunken, was natürlich auch viel mit den Leistungen zu tun hat.
Generell habe ich den Eindruck, viele Haiefans wünschen sich immer noch die alte Halle an der Lentstraße zurück, wo immerhin aktuell ein neues Schwimm- und Eisstadion im Bau ist.
Noch mehr habe ich die Sehnsucht nach der ehemaligen sportlichen Heimat von Fans der DEG geäußert gehört. In der alten Brehmstraße war die Halle lange Zeit dauerhaft ausverkauft, 9500 Dauerkarten waren wohl nicht selten. Im ISS-Dome betrug der Zuschauerschnitt der letzten Saison 5,772. Und dies wohl auch nur, weil immerhin in Rath die Unterränge in 4000 Stehplätze umgewandelt werden können.
In allen alten Hallen gab es ein Problem: Die VIPs fühlten sich nicht nicht genug versorgt. Es gab zu wenige Logen, um etwa Geschäftspartnern einen "Event" anbieten zu können. Auch die Parkmöglichkeiten waren oft eingeschränkt. Jetzt hat man neue Hallen, die ordentliche Logen bieten, aber die normalen Kunden bleiben zunehmend aus. Und hat man uns nicht auch im Fußball immer und immer wieder erklärt, wie ungemein wichtig VIP-Logen doch seien ...?
Ich will gar nicht erst lang damit weitermachen, was ich davon halte, einen Standort komplett aufzugeben um den Spielbetrieb irgendwo in eine Großstadt zu verlagern. Ehrlicherweise muss man zugeben, dass auch an traditionsreichen Spielstätten wie dem Seilersee in Iserlohn die Besucherzahlen zurückgehen.
Die Fußballbundesliga und die Handballbundesliga sind, in meinen Augen, starke Ligen mit einem Eigenprofil. Dies vermisse ich im Eishockey und im Basketball, wo die Ligen wie schwache Ableger der nordamerikanischen Profiligen NHL und NBA wirken.
Käme ein einziger US-amerikanischer oder kanadischer Franchise auf die Idee, sich deutsch zu umzubenennen? Nein, warum sollten sie auch? Aber was ist mit "Grizzly Adams Wolfsburg" oder "Hamburg Freezers"? Die Künstlichkeit solcher Teams spricht schon aus ihren Namen. Bleibt der Erfolg aus, dann bleiben die Kunden weg, denn aus ihnen werden im Normalfall keine Fans, die auch in schlechten Zeiten ihren Vereinen die Treue halten, weil sie als ein Teil des eigenen Lebensumfeldes wahrgenommen werden.
Der hier zitierte Artikel über die Hannover Scorpions ist im Grunde eine Bestätigung dieser These, auch wenn der Lokalrivale ja, nach zuvor schon etlichen Umbenennungen, mit "EC Hannover Indians" eebnfalls einen Namen trägt, der eher auf Nordamerika verweist.