VfB Lübeck - Meidericher Spielverein 0:2 (0:0)
Sechstausendirgendwas Zuschauer, davon ca. 400 aus Duisburg und meine Wenigkeit aus Brüssel.
Gegen harmlose Ostseekicker genügte ein Eigentor und ein Abpraller, um Europa ein Stückchen näher zu sein. Doch in meinen Augen war nicht das Spiel so sehr das Highlight, als viel mehr das Old School Stadion und zwei komische Honks im Duisburger Block, die irgendwas nicht richtig verstanden hatten. Der eine reckte ein hässlich Gelb strahlendes Dortmund Trikot in die Abendsonne, während ein zweiter meinte, mit einem Düsseldorf Trikot unsere Kurve bereichern zu müssen.
Ich, als unverbesserlicher Diplomat konnte noch der Zecke klar machen, dass er hier fehl am Platz war und doch wenigstens sein Trikot unter der Jacke verstecken solle. Der Anweisung leistete er auch folge, was ihn aber letztendlich nichts brachte. Bei dem roten biss ich auf kompetentes Beton, meinte er doch, Duisburg und D'dorf hätten seit jeher eine Fanfreundschaft. Das veranlasste mich dazu, unseren Hessenzebra auf den Plan zu rufen. Unser wandelndes Lexikon startete sofort seine profunden Kenntnisse der Duisburger Knügelschaften zu erläutern. Beginnend in den späten 60ern. Zur Neuzeit kam er nicht mehr, dann mittlerweile kam die Kohorte in den Block und eskotierte unsere beiden Paradiesvögel aus dem Block.
Weiteres Highlight waren die eigens für das Spiel bedruckten Becher. Zwar stand irrtümlich das falsche Ergebnis drauf (2:0 für den VfB), doch war es eine reizende Idee. Mich wunderte es nur, warum sie dann so wenig Gerstensaft zur Füllung eben dieser Becher hatten. So wurde schon ab der 40. Minute der Notstand ausgerufen. Ich erkannte aber im Nebenblock eine Trunke, die noch fleissig Bier ausschenkte. Also rüber zum Ordner und mit flehendem Blick um Erlaubnis gebeten, dort mal einen Abstecher machen zu können. Darauf meinte er nur schrob: "Wenn Sie hier jetzt rausgehen, kommen Sie nicht wieder ins Stadion!" Ah ja, da hatte ich aber schon andere Überzeugungskünstler erlebt. So schnappte ich den neben mir torkelnden Schmattes und zog ihn aus dem Block. Nach ein paar Bier auf dem Vorplatz, wo besagte Schenke stand, hörten wir den Halbzeitpfiff. Guter Moment, um auf die "grosse" Tribüne zu gelangen. So standen wir kurze Zeit später bei den Lübecker Supportern. Mit MSV-Schal und Trikot beganngen wir also den selben Fehler, wie eine Stunde zuvor der Dummdörfer und die Zecke. Natürlich quasselten wir nichts von Fanfreundschaft, aber von einer Übernahme der Tribüne konnte auch keine Sprache sein. Nachdem ich einen halben Becher Bier "verloren" hatte und meinen Kollegen erfolgreich schützen, bzw stützen konnte, ging es dann in den ruhigsten Block, den VIP-Bereich. Dort auf den komfortablem Kissen - man wird ja nicht jünger und gönnt sich auch sonst nichts - schaffte es Schmattes dennoch, die älteren Semester in Rage zu pöbeln. Somit verbrachte ich den Rest des Spiels mit Beruhigungsdiplomatie.
Naja, Spiel war eh Nebensache.