So, es wird mal wieder Zeit, diesen Thread mit Leben zu füllen... Um diese Jahreszeit ist die Rekrutierungszeit im College abgelaufen und es läuft das Spring-Practice. In der NFL müssten die Profis eigentlich auch wieder ran - aber alle Jahre wieder laufen ja die Tarifverträge aus und es gibt - überspitzt ausgedrückt - einen Arbeitskampf von Millionären gegen Milliardäre. Nach einigen Verhandlungsrunden, einer Spieleraussperrung, der Auflösung der Spielergewerkschaft und darauf folgenden Gerichtsurteilen zu Gunsten der Spieler sieht es so aus, als ob die Teambesitzer ihre Verhandlungsposition etwas überreizt haben. Sollte es eine Einigung geben, rechne ich nicht damit, dass viele Eigentümer-Fordeungen (u.a. Verlängerung der Saison und viel höherer Anteil der Einnahmen für die Besitzer) noch durchgehen. Es gilt aber weiterhin, dass die NFL-Saison 2011 alles andere als in trockenen Tüchern ist.
Viel spannender finde ich allerdings, dass morgen die jährliche NFL-Draft, die Auswahl der College-Spieler für die NFL-Clubs losgeht. Normalerweise zeichnet sich ja ganz klar ab, welche Spieler an Position 1 bis 5 gewählt werden, dieses Jahr schießen dagegen die Spekulationen ins Kraut. Die Teams die zuerst wählen dürfen, haben so viele Defizite, dass die Bandbreite an vakanten Positionen und den damit zu besetzenden Spielern nicht unerheblich ist. Deshalb will ich mal die zehn aussichtsreichsten Kandidaten vorstellen:
Marcel Dareus, Defensive Lineman, Alabama Crimson Tide
Dareus kommt mit glänzenden Statistiken aus dem College Sport. Die meisten Sacks 2009, Defensiv-MVP im Landesmeisterschaftsspiel 2010, einmal National Champion. Letzte Saison verpasste er die ersten beiden Spiele aufgrund einer Sperre (Geldgeschenke von einem Agenten), kam aber immerhin noch auf 34 Tackles, davon 11 für Raumverlust und 4,5 Sacks. Dareus war immer Kandidat für die erste Draft-Runde, durch gute Trainingscamps hat er sich bewiesen und wird sehr wahrscheinlich als einer der ersten fünf Spieler gewählt. Das College verlässt er vorzeitig im dritten Jahr.
Von Miller, Linebacker, Texas A&M Aggies
Von Miller ist der größte Gewinner der Trainingscamps, unter anderem als Defensiv-MVP in den Trainingsspielen. Mit 10,5 Sacks und 17,5 Tackles mit Raumverlust ist er einer der besten Pass-Rusher des Jahrgangs, obwohl er einige Spiele verletzt aussetzen musste. Auch er verlässt das College ein Jahr vor Ende seiner Spielberechtigungszeit.
Nick Fairley, Defensive Lineman, Auburn Tigers
Auch Fairley kommt ein Jahr zu früh und hochdekoriert in die NFL. Er ist frischgebackener National Champion mit Auburn, Lombardi-Trophy-Gewinner (bester Lineman oder Linebacker), Defensiv-MVP im NC-Game und nach Meinung vieler Experten der beste Mann in diesem Spiel. Sein Spielstil ist extrem aggresiv bis teilweise unsauber, er fällt immer wieder durch Nickligkeiten und Provokationen auf. Nichtsdestotrotz ein Riesen-Defensiv-Talent, bei dem ich - eine bleibende Gesundheit vorausgesetzt - auf eine lange Karriere wetten würde.
Patrick Petersen, Cornerback, LSU Tigers
Viele Experten sehen in ihm den besten Defensivspieler des Jahrgangs. Er hatte zwar "nur" 4 Interceptions vorzuweisen (die er durchschnittlich 25 yards zurückträgt) - das liegt alledings daran, dass es sich kaumein Quarterback traut, einen von ihm gedeckten Spieler anzuspielen. Petersen ist zudem als Kick-Off und Punt Returner vielseitig einsetzbar. Wie seine Defensiv-Kollegen verlässt auch er als Junior das College bereits nach drei Jahren.
Cameron Newton, Quarterback, Auburn Tigers
Aufmerksame Leser dieses Threads dürften den Namen "schonmal" gelesen haben. Ein ungaublicher Quarterback, der mit fast 2 Meter Körpergröße zudem ein extrem guter Rusher ist. Er führte die Auburn Tigers zur ersten Meisterschaft seit 60 Jahren (insgesamt die zweite), wurde im NC-Game zum MVP gewählt, schaffte sowohl per Pass als auch per Lauf in einer Saison über 20 TDs, gewann die Heisman Trophy, wurde zum besten Quarterback des Jahres gewählt, erlief über 1.000 yards als Quarterback, und und und... Ebenso schillernd sein Privatleben. Gestartet in Florida, dort die Uni verlassen, ein Jahr Junior College und ein Jahr College in Auburn - begleitet von Vorwürfen, er hätte für Geld gespielt - Der Mann war in Amerika omnipräsent. Sportlich auf jeden Fall ne Bombe, auch wenn sein Quarterback-Spiel in der NFL nicht sehr beliebt ist. Trotzdem könnten die Carolina Panthers den Schritt wagen und ihn an Nr.1 draften. Mit ihm verliert Auburn neben Nick Fairley seine zweite Stütze der Meistermannschaft. Unnötig zu erwähnen, dass auch er noch ein Jahr College spielen könnte.
AJ Green, Wide Receiver, Georgia Bulldogs
Als sechster genannter Spieler hier ist er der fünfte aus der Southeastern Conference. Green wird als Receiver-Jahrhunderttalent gesehen. Obwohl er ein Drittel der Saison gesperrt war (er verkaufte zwei seiner Trikots - auch das ist schon verboten), schaffte er letzte Saison 850 yards und 9 Touchdowns. Ohne ihn konnten die Bulldogs letzte Saison kein Spiel gewinnen. Auch er verlässt Georgia bereits als Junior.
Julio Jones, Wide Receiver, Alabama Crimson Tide
Der nächste SEC Spieler. Nicht nur, dass Jones ein excellenter Passfänger ist sondern auch ein exzellenter Vorblocker. Jones ist neben Marcel Dareus (und Running Back Marc Ingram) einer von drei Stützpfeilern, die Alabama, der Meister von 2010 verlieren wird. auch er geht vorzeitig nach seiner Junior-Saison.
Blaine Gabbert, Quarterback, Missouri Tigers
Nach zwei Jahren mit jeweils über 3.000 Pass-yards und insgesamt 40 TD-Pässen hat sih auch Blaine Gabbert dazu entschieden, das College als Junior zu verlassen. Gabbert wird von einigen sehr guten Quarterbacks des Jahrgangs (u.a. Cam Newton, Jake Locker/Washington, Ryan Mallet/Arkansas, Andy dalton/TCU und Christian Ponder/Florida State) von vielen als am meisten NFL-tauglich gesehen - nicht nur weil er den NFL-Pro-Style spielt, sondern auch weil er neben dem Spielfeld für wenig Schlagzeilen gesorgt hat.
Da'Quan Bowers, Defensive Line, Clemson Tigers
Bevor die NFL-Trainingscamps losgingen, war Bowers der Top-Prospect auf den Nr.1 Draft Platz. In diesen Camps konnte er verletzungsbedingt nicht spielen, sodass sich sein Karten verschlechterten. Manche prophezeihen ihm sogar den Fall aus der Draft-Runde 1, ich seh ihn immer noch unter den Top10. Von allen bisher genannten Defensivspielern ist er der physisch stärkste, 15,5 Sacks und 27 Tackles für Raumverlust sprechen ebenso eine deutliche Sprache. Bowers stammt übrigens aus dem Örtchen Bamberg - allerdings das in South Carolina.
Robert Quinn, Defensive Line, North Carolina Tar Heels
Trotz seiner 120 Kilogramm ist Quinn blitzschnell - 11 Quarterback Sacks und insgeant 52 Tackles in der Saison 2009/2010 sind dafür Beleg. Diese zwei-Jahre alten Daten verwende ich nicht grundlos: Quinn war die komplette Saison 2010 gesperrt, weil er bei Untersuchen (immer das leidige Thema Geld) vorsätzlich gelogen hat. Trotzdem steht der aus Charleston, South Carolina
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stammende Defensive End auf den Wunschzetteln vieler NFL-Clubs weit oben und wird nach exzellenten Trainingseindrücken nahezu sicher in Runde 1 gedraftet werden.