Und vom VfB sind wir jetzt schon arg weit entfernt.
Ganz richtig, vom eigentlichen Thema haben wir uns bereits ein ganzes Stück entfernt. Oder doch nicht? Wenn wir über "Traditionsvereine" sprechen oder schreiben, was bedeutet das Wort "Tradition"? In meinen Augen eine positive Kontinuität, Wachstum und Entwicklung über lange Zeiträume. Dies geschieht über Identifikation mit positiv bewerteten Ereignissen oder Personen. Im Fall des VfB Stuttgart etwa mit der Namensgebung "Robert-Schlienz-Stadion", zum Gedenken an eine der prägendsten Personen des Vereins.
Umbenennungen wie etwa bei "1899 Hoffenheim", Änderungen von Emblemen oder Wappen wie aktuell beim FSV Frankfurt (oder vor einiger Zeit beim VfB), eben auch die Einführung eines neuen Mottos wie gerade beim VfB haben für mich den Beigeschmack, in Werbeagenturen oder Marketingabteilungen entwickelt worden zu sein. So wie für mich etwa die Besuche von Mannschaften des FC Schalke in Schaubergwerken im Grunde reine Inszenierungen sind. Welchen aktuellen Bezug zum Bergbau hat denn der FC Schalke noch? Und wie stark ist beim VfB Stuttgart die württembergische Verbundenheit wirklich?
Kritisch sehe ich die Medienberichte wie etwa der auch hier im Thema verlinkte. Weil diese meines Erachtens weit entfernt von journalistischer Arbeit sind. Es sind Zweitverwertungen irgendwelcher Foren-, Facebook- oder Twittereinträge. Ohne Kenntnis der Schreibenden, oft losgelöst von jedem Kontext. Statt selbst etwas zu schreiben, von mir aus dabei auch zu polarisieren, werden Diskussionen regelrecht erfunden oder völlig falsch- bzw. überbewertet. Großer Vorteil: Es ist so einfach! Statt selbst eigene Standpunkte zu entwickeln und zu begründen, pickt man irgendwelche Einzelbeiträge aus sozialen Netzwerken raus und pustet diese zu Debatten auf, die eigentlich kaum mehr als einige Leute führen.
Ganz und gar kotzen mich übrigens "Webradiomoderatoren" an, wenn diese während der laufenden Konferenzbeiträge von aktuell laufenden Bundesligaspielen irgendwelche Pillepallebeiträge aus sozialen Netzwerken vorlesen. Wenn gerade eine Bundesligapartie läuft, dann will ich Eindrücke aus dem Stadion hören. Das Spiel ist in der Zeit interessanter als alles andere! Vorgelesene Facebookbeiträge interessieren mich mitten im Spiel einen Scheißdreck!
Sorry, ist auch off topic, selbst wenn dies gelegentlich auch mal Begegnungen mit Beteiligung des VfB Stuttgart betrifft.
![... [schäm]](http://www.ofcfans.de/stammtisch/Smileys/default/s070.gif)
Doch wenn ich schon off topic schreibe, noch ein Nachtrag zu Zeitzeugen und ihren Erinnerungen: Auch diese sollte man kritisch lesen und lernen sie einzuordnen. Denn persönliche Beiträge lassen Ereignisse aus, verklären, entschuldigen, verschweigen. So lösten sich etwa viele Täter der NS-Terrorherrschaft wundersam in Luft auf und wurden zu fürsorglichen Opas. Opfererlebnisse, wie im Bombenkrieg oder bei den Vertreibungen, nehmen breite Räume ein, aber keiner hat den Adolf gewählt ...